Ptolemaios I. Soter
B) Rahmenhandlung und Außenpolitik einschließlich der Verwaltung der Provinzen
II.) Οἱ διάδοχοι – Die Nachfolger
c) Der Kampf gegen Antigonos Monophthalmos
5.) Der Niedergang des Antigonos Monophthalmos
302 geriet Kassandros infolge einer Generaloffensive des Antigonos so in Bedrängnis (Diod. 20,106,1-2), daß er seine Unabhängigkeit nur dadurch wahren konnte, daß er mit Ptolemaios, Lysimachos und Seleukos ein Bündnis gegen den gemeinsamen Gegner einging (Diod. 20,106,3), wobei Seleukos sich beeilte, seine noch laufenden Kriege mit dem Maurya-Reich durch Abtretung der strittigen Gebiete zu beenden (s. Iust. 15,4,20-21 & Strab. 15,2,9 (p. 724)), da ein Sieg des Antigonos im Westen auch seine eigene Lage verschlechtert hätte. Hierbei spielte Ptolemaios, der Antigonos für eine nicht zu unterschätzende Gefahr hielt, eine wichtige Vermittlerrolle (Diod. 20,106,5), indem er nachts Gesandte auf Schnellkamelen durch die Wüste schickte.296 Lysimachos, Kassandros, und Seleukos verlegten hierzu, nachdem Kassandros einer Entscheidungsschlacht mit Demetrios in Griechenland durch einen vorläufigen Waffenstillstand aus dem Weg gegangen war (Diod. 20,111,1), in den folgenden Monaten ihre Truppen allesamt nach Kleinasien (s. Diod. 20,107-113 passim), wie auch Antigonos und Demetrios ihre Heere dort vereinigten.297
301 trafen schließlich die Heere in nahezu ebenbürtiger Stärke (Plut. Demetr. 28,3) in der Schlacht zu Ipsos in Phrygien aufeinander (s. Diod. 21,1,2-4b & Iust. 15,4,22 & FGrH 154 (Hieronymos von Kardia) F8 & Plut. Demetr. 28,3-29,5), in der Antigonos fiel, während sein Sohn durch eine Finte vom Geschehen weggelockt worden war und somit nichts weiter ausrichten konnte (Plut. Demetr. 29,3).298 Demetrios floh daraufhin zuerst nach Ephesos (Plut. Demetr. 30,1) und konnte von dort aus seine Vormacht zur See zunächst noch erhalten.299
Ptolemaios hatte an der Schlacht nicht teilgenommen, sondern lediglich zuvor einen kurzen Einfall in Koilesyrien durchgeführt, in dessen Rahmen er alle Städte außer Sidon hatte einnehmen können, um dann einen viermonatigen Waffenstillstand zu schließen und sich zurückzuziehen, indem er vorgab, die Nachricht erhalten zu haben, daß Lysimachos und Seleukos mit ihrem Vorstoß gescheitert seien und Antigonos nun nach Syrien ziehe.300 Dennoch beharrte Ptolemaios auf den Besitz dieser Provinz, obwohl sie auch von Seleukos beansprucht wurde (s. in B) III.) c) 4.) Der Vierte Diadochenkrieg und die Bedeutung von Koilesyrien). Dieser wurde hingegen zum bedeutendsten Herrscher im Osten, indem er den größten Teil des Reiches des Antigonos übernahm (App. Syr. 55,280). Kassandros wurde zum Herrn von Makedonien, sollte aber schon 299 von Agathokles von Syrakus vernichtend geschlagen werden und 298/97 sterben. Pleistarchos, der Bruder des Kassandros, erhielt Kilikien (s. Plut. Demetr. 31,4) und Lysimachos Kleinasien mit Ausnahme der verstreuten Besitzungen von Ptolemaios, Pleistarchos und Demetrios und den unabhängigen Regionen Pontos und Bithynien.301
Anmerkungen:
296 Tarn (1927)c, pp. 501-503; s.a. Kaerst (1901), pp. 2778-2779; Huß (2001), pp. 194-195.
297 Huß (2001), pp. 195-198; s.a. Droysen (1877), Bd. II, pp. 343-352; Bengtson (1975), p. 77.
298 Green (1990), p. 84; s.a. Droysen (1877), Bd. II, pp. 353-354; Huß (2001), pp. 198-199.
299 Droysen (1877), Bd. II, pp. 354-355; s.a. Tarn (1928), p. 76; Will (1984)b, p. 101.
300 Diod. 20,113,1-2; s.a. Bengtson (1975), p. 51; Tarn (1927)c, p. 504; Huß (2001), p. 198.
301 Huß (2001), p. 199; s.a. Tarn (1927)c, p. 504; Bengtson (1975), pp. 51 & 77.