Dr. Christian A. Caroli – د. كْرِسْتْيَان أ. كَارُلِي

Ptolemaios I. Soter

Caroli: Ptolemaios I. Soter (Coverbild)

Christian A. Caroli:

Ptolemaios I. Soter – Herrscher zweier Kulturen
 

Konstanz 2007 (badawi - artes afro arabica)
 

Umfang: XIV + 414 Seiten • Format: 24 x 17 cm • ISBN 13: 978-3-938828-05-2

Preis (bis 10/2015): EUR 59,99 (inkl. 7% MwSt.) • Preis (ab 11/2015 bis 12/2022): EUR 29,95 (inkl. 7% MwSt.) • Preis (ab 01/2023): EUR 19,95 (inkl. 7% MwSt.)

 

 

B) Rahmenhandlung und Außenpolitik einschließlich der Verwaltung der Provinzen

III.) Die Außenbesitzungen

b) Zypern

1.) Die ersten Bündnisse mit Ptolemaios und die Ereignisse bis zur Reichsordnung zu Triparadeisos

Kurz vor der Invasion des Perdikkas in Ägypten, schloß Ptolemaios ein Bündnis mit vier der Stadtkönige auf der Insel Zypern, nämlich Nikokreon von Salamis, Pasikrates von Soloi, Nikokles von Paphos und Androkles von Amathus (Arr. diad. 24,6 Roos (s. n. 448)).446 Hiermit versuchte der Lagide wohl der Verwundbarkeit Alexandreias und des Nildeltas durch einen Angriff von See zu begegnen, indem er eine potentielle Flottenbasis für einen derartigen Angriff auf seine Seite brachte.447 Dennoch besaß er noch keine Kontrolle über die anderen Fürstentümer der Insel. So entsandte Ptolemaios eine Flotte von 200 Schiffen des Bündnisses gegen Stasioikos von Marion.448 Perdikkas ließ hingegen zur Unterstützung der belagerten Stadt eine Truppe von 800 Fußsoldaten und 500 Kavalleristen entsenden. So bildeten sich auf der Insel anscheinend zwei Machtblöcke, die sich den beiden verfeindeten Parteien anschlossen. Aber auch Antigonos scheint noch in irgendeiner Weise auf der Insel beschäftigt gewesen zu sein, da er sich dann von dort nach Triparadeisos begab (Arr. diad. 1,30 Roos).449 Für den Lagiden war das mit diesem Konflikt verbundene Risiko hierbei relativ gering, da er bei einem Sieg erhebliche Vorteile erhalten konnte, während er bei einem Sieg der Gegner nicht untergehen würde.450

Die Angaben zu diesen Ereignissen sind v.a. in bezug auf ihre chronologische Einordnung äußerst dürftig. Sie können auf jeden Fall zwischen die Reichsordnung zu Babylon und die Invasion des Perdikkas in Ägypten datiert werden, aber ihre genaue Relation zu der Einnahme von Kyrene und zum Ausbruch des Ersten Diadochenkrieges wird nicht festgelegt. Manche gehen z.B. davon aus, daß Ptolemaios durch das Bündnis mit den zypriotischen Königen erst die Flotte erhalten habe, die er bei der Eroberung von Kyrene mit einsetzte,451 dem wiederum entgegengehalten werden kann, daß der Lagide schon vorher über 30 von Alexander dem Großen in Ägypten zurückgelassene Trieren (Curt. 4,8,4 & Arr. anab. 3,5,5 (s. in A) II.) b) Alexander der Große in Ägypten)) verfügte.452 In bezug auf den Krieg mit Perdikkas wird von manchen betont, daß Ptolemaios mit den Königen auf Zypern eine formale Symmachie geschlossen habe, die nur als ein zwischenstaatliches Bündnis souveräner Größen möglich sei, während jedoch beide Parteien formal Teile des Alexanderreiches gewesen seien, so daß der Reichsverweser diesen Akt als einen Abfall der Beteiligten habe betrachten können.453 Andere gehen wiederum davon aus, daß zu diesem Zeitpunkt aufgrund der anderen vorangegangenen Geschehnisse (s. in B) II.) b) 1.) Der Krieg gegen Perdikkas und die Reichsordnung zu Triparadeisos) zwischen Ptolemaios und Perdikkas der formale Kriegszustand bestanden und der Reichsverweser aufgrund der Nachricht der Aktionen des Lagiden auf Zypern Kontingente auf diesen Schauplatz entsandt habe.454

Ob die Zugehörigkeit Zyperns zum Interessenbereich des Ptolemaios durch die Reichsordnung zu Triparadeisos bestätigt wurde, bleibt fraglich, zumal da nicht die gesamte Insel mit Ptolemaios verbündet gewesen war, wie auch noch für Lapethos, Marion und Kition eigene Münzprägungen mit eigenständiger lokaler Motivwahl bis 315 belegt werden können.455

Auf kurz oder lang mußte die Kontrolle über ganz Zypern ein Ziel des Ptolemaios bleiben. Denn von ihrer geographischen Lage her war die Insel im Zeitalter der Auseinandersetzungen der Diadochen untereinander von nicht zu unterschätzender Bedeutung, da sie sich mitten im Operationsgebiet dieser befand und einen gut gelegenen Flottenstützpunkt mit gutem Zugang zum nahegelegenen Festland darstellte.456 Zugleich zeichnete sich dieser Platz in der Antike im Gegensatz zu Ägypten durch seinen Waldreichtum aus, so daß hier auch die materielle Basis für den Flottenbau,457 aber auch Bauholz und Brennholz für die Verhüttung von Erzen mittels Holzkohle vorhanden waren (Strab. 14,6,5 (p. 684)). So hatten die Zyprioten 480 mit 150 Schiffen das viertgrößte Kontingent der persischen Flotte nach Ostgriechenland (ca. 300), Phoinikien (300) und Ägypten (200) gestellt (Hdt. 7,89-90 & Diod. 11,3,7). Auch in der Zeit des Alexanderzuges hatten die dortigen Flotten eine bedeutende Rolle in Unternehmungen zur See gespielt (Arr. anab. 7,19,3-4 & 3,6,3 & 6,1,6 & 7,20,7-8 & Ind. 18,8).458 An Rohstoffen konnten des weiteren v.a. das für die ptolemaiische Münzprägung wichtige Kupfer (s. Strab. 14,6,5 (p. 684)), Asbest und Salz, in geringen Mengen aber auch Gold und Silber gefunden werden.459 Außerdem war die Insel für ihre außerordentliche Fruchtbarkeit berühmt.460 Aufgrund ihrer strategischen Bedeutung für Ägypten war sie Ende des 7. Jh. von den Pharaonen Apries und Amasis angegriffen und schließlich erobert worden.461

Politisch war diese Insel, die von Griechen und Phoinikiern in gegenseitiger kultureller Beeinflussung zugleich besiedelt wurde, in einzelne kleine Fürstentümer aufgeteilt, die untereinander des öfteren in Interessenskonflikte verwickelt waren. Diodor erwähnt hierbei für das 4. Jh. neun bedeutende Poleis, von denen die anderen abhängig waren.462 Die andauernden Konflikte der Fürstentümer untereinander brachten mit sich, daß die Städte sich alle durch gutgepflegte Befestigungsanlagen auszeichneten, was den strategischen Wert dieser Insel als Stützpunkt erhöhte. Andererseits erleichterte diese politische Zersplitterung auch eine eventuelle Unterwerfung der Insel durch Fremdherrscher und die anschließende Kontrolle der Herrschaft, indem die einzelnen politischen Entitäten Zyperns normalerweise keine gemeinsame Politik nach außen hin zu vertreten pflegten.463

 

 

Anmerkungen:

446 Ellis (1994)c, p. 33; s.a. Hölbl (1994), p. 16; Maier (1994), p. 333; Huß (2001), p. 112.

447 Ellis (1994)c, p. 33; s.a. Huß (2001), p. 112.

448 Arr. diad. 24,6,14-28: ἐν δὲ τούτῳ Περδίκ|κας μαθὼν τῶν ἐν Κύπρῳ βασιλέων Νικοκρέοντά τε | τὸν Σαλαμίνιον καὶ τοὺς ̣ α̣ὐ̣τ̣ῷ̣ ̣ ξ̣υ̣γ̣γ̣ε̣ν̣ομένους ̣ Π̣α̣σ̣ι̣κ̣ρ̣ά|την τὸν Σόλιον καὶ Νικοκλέα τὸν Πάφιον, τοῦτον καὶ Ἀν|δροκλέα τὸν Ἀμαθούσιον πρὸς μὲν Πτολεμαῖον ξυμμαχί|αν πεποιημένους, ναῦς δὲ οὐ πολὺ ἀποδεούσας διακοσίων | ξυμπληροῦντας, τὴν δὲ Μαριέων πόλιν ̣ κ̣α̣ὶ ̣ τ̣ὸ̣ν ̣ ἄ̣ρ̣χ̣ο̣ν̣τ̣α | ἐπιπολιορκοῦντας, ὁ δὲ [τριήρεις ἤθρ]οισεν ἐκ Φοινίκης | [πρ]ὸς τὴν εἰς Μάριον αὐτόθεν ἐκ Κιλικίας <στρατείαν> κα[ὶ] πλο[ῖα π]ολλὰ | στρογγύλα παρασκευάσας [ξ]ένους μὲν ἐς ὀ[κ]τακοσίους | ἐπ[έβη]σεν τῶν νεῶν, ἱππέας δὲ ἐς πεντακοσίους, Σωσι|γένην τὸν Ῥόδιον ἐπιτάξας ναύαρχον καὶ ξεναγὸν ἐπὶ τῶν | ξένων Μήδιον τὸν [Θ]εσσαλὸν, ἱππάρχην δὲ τῶν ἱππέων Ἀ|μύνταν, τῆς δε ξυμπάσης δυνάμεως στ[ρ]ατη[γ]ὸν [ἀ]πο|φήνας Ἀρι[στόν]ουν τὸν Ἀλεξάνδρου σωματοφύλακα; s.a. Huß (2001), p. 112; Hauben (1977)a, pp. 110-111; Mehl (1995), p. 100.

449 Maier (1994), p. 333; s.a. Mehl (1995), pp. 99-100; Huß (2001), p. 113.

450 Seibert (1969), p. 118.

451 Volkmann (1959)e, p. 1609.

452 Seibert (1969), p. 114.

453 Rosen (1968), p. 198; s.a. Binder (2003), pp. 15-16.

454 Seibert (1969), p. 117.

455 Mørkholm (1991), p. 57; s.a. Σβόρωνος (1904), Bd. I, p. ξθ' = Bd. IV, p. 18.

456 Mehl (1995), p. 99.

457 Amm. 14,8,14: Tanta autem tamque multiplici fertilitate abundat rerum omnium eadem Cyprus, ut nullius externi indigens adminiculi, indigenis viribus, a fundamento ipso carinae ad supremos usque carbasos, aedificet onerariam navem, omnibusque armamentis instructam, mari committat.; s. OGIS 39: [Β]ασιλεὺς Πτολεμαῖος | [Πυργ]οτέλην Ζώητος, ἀρχιτεκτονήσ[αντα] | τὴν τριακοντήρη καὶ εἰκ[οσήρη].

458 Maier (1994), pp. 306-307 & 332-333; s.a. Rostovtzeff (1928)a, pp. 126-127; Mehl (1995), p. 116.

459 Mehl (1995), pp. 116-117; s.a. Rostovtzeff (1928)a, pp. 126-127; Meyer / Senff (1999), p. 990.

460 Strab. 14,6,5 & Amm. 14,8,14 & Aischyl. hik. 555: τὰν Ἀφροδίτας πολύπυρον αἶαν.; Ail. nat. 5,56: στέλλονται δὲ ἐπὶ τὴν Κύπρον πόθῳ τῆς πόας τῆς ἐκεῖ· λέγεται γὰρ εἶναι βαθεῖα καὶ νομὰς ἀγαθὰς παρέχειν. καὶ λέγουσί γε Κύπριοι εὔγεων οἰκεῖν χῶρον, καὶ ταῖς Αἰγυπτίων ἀρούραις τολμῶσιν ἀντικρίνειν τὰς σφετέρας.; s.a. Mehl (1995), p. 116; Meyer / Senff (1999), p. 990.

461 Hdt. 2,182,2 & Diod. 1,68,1 & 6; s.a. Huß (2001), pp. 22-24 & 27; Helck (1986)d, pp. 1453-1454; Hölbl (1994), p. 3.

462 Diod. 16,42,4: ἐν γὰρ τῇ νήσῳ ταύτῃ πόλεις ἦσαν ἀξιόλογοι μὲν ἐννέα, ὑπὸ δὲ ταύτας ὑπῆρχε τεταγμένα μικρὰ πολίσματα τὰ προσκυροῦντα ταῖς ἐννέα πόλεσιν. ἑκάστη δὲ τούτων εἶχε βασιλέα τῆς μὲν πόλεως ἄρχοντα...; s.a. Maier (1994), pp. 297 & 299 & 305-306 & 327.

463 Maier (1994), pp. 303 & 311; s.a. Mehl (1995), p. 99.

 

Diese Inhalte sind urheberrechtlich geschützt (UrhG) und dürfen nur nach expliziter Genehmigung der Rechteinhaber an anderer Stelle publiziert werden.