Ptolemaios I. Soter
Christian A. Caroli:
Ptolemaios I. Soter – Herrscher zweier Kulturen
Konstanz 2007 (badawi - artes afro arabica)
Umfang: XIV + 414 Seiten • Format: 24 x 17 cm • ISBN 13: 978-3-938828-05-2
Preis (bis 10/2015): EUR 59,99 (inkl. 7% MwSt.) • Preis (ab 11/2015 bis 12/2022): EUR 29,95 (inkl. 7% MwSt.) • Preis (ab 01/2023): EUR 19,95 (inkl. 7% MwSt.)
F) Ptolemaios I. und der Sarapis-Kult
I.) Die Einführung des Sarapis-Kultes
a) Die Stiftungsgeschichte bei Tacitus und Plutarch
1.) Die Geschichte
Gemäß der Version des Tacitus sei Ptolemaios I. zur Zeit des Baus der Stadtmauern ein Gott in Gestalt eines überlebensgroßen jungen Mannes im Traume erschienen und habe ihn gebeten, sein Bild aus dem Pontos nach Ägypten zu bringen (Tac. hist. 4,83,1). Der König habe hierauf zuerst die ägyptischen Priester zu Rate gezogen, die aber mit der Beschreibung des Traumbildes wenig hätten anfangen können, da es sich um eine außerägyptische Angelegenheit handelte (Tac. hist. 4,83,2). Danach habe er den Athener Timotheos, ein Mitglied der mit den Mysterien zu Eleusis betrauten Familie der Eumolpiden, zu Rate gezogen, woraufhin dieser, unterrichtet von Reisenden, ihm von einem Pluton-Tempel in Sinope am Schwarzen Meer erzählt habe, in dem sich eine Statue des Iuppiter Dis, also des Zeus Pluton, neben einer der Persephone befinde (Tac. hist. 4,83,2). Bei Plutarch sei hingegen die Gottheit in Form der Statue von Sinope erschienen, ohne sich jedoch zu identifizieren, und Sosibios aufgrund seiner weitreichenden Reisetätigkeit in der Lage gewesen, dieses Traumbild mit der Statue in Sinope zu verbinden (Plut. mor. 361f).
Nach Tacitus habe Ptolemaios allerdings aufgrund anderer Pflichten und Probleme die Angelegenheit vergessen, bis der Gott erneut terribilior iam et instantior erschienen sei und Ptolemaios ermahnt habe, seinem Auftrage nachzukommen, wenn sein Königtum vom Glück gesegnet sein solle. Daraufhin habe der König eine Mission nach Sinope entsandt mit dem Auftrag, in Delphi Station zu machen und das Orakel diesbezüglich zu befragen (Tac. hist. 4,83,3-4). Dieses habe befohlen, die Statue des Gottes mit nach Ägypten zu bringen, während die seiner Schwester an Ort und Stelle verbleiben solle. Da dies jedoch dem in der Region von Sinope herrschenden König und der Bevölkerung der Stadt mißfallen habe, sei es zu zähen Verhandlungen mit etlichen Gesandtschaften und immer reichlicheren Angeboten aus Alexandreia von über drei Jahren gekommen, bis sich schließlich die Statue von selber auf das Schiff begeben habe, um dann sofort nach Ägypten verfrachtet und im Sarapieion zu Alexandreia aufgestellt zu werden (Tac. hist. 4,83,4-84,3). Plutarch erwähnt in seinem Bericht dagegen nur, daß es eine lange und beschwerliche Reise, begleitet von göttlich verursachten Schicksalswendungen, gewesen sei und die Gesandten die Statue schlichtweg gestohlen hätten (Plut. mor. 361f-362a). An anderer Stelle, in einer Passage in De sollertia animalium wird diese Reise stark ausgeschmückt, indem die Expedition zunächst nach Westen verschlagen worden sei, um dann von einem Delphin an ihr Ziel geführt zu werden (Plut. mor. 984a-b). Auch sei die Identifikation der Gottheit mit Pluton erst bei der Ankunft ihrer Statue in Alexandreia durch Timotheos und Manethon aufgrund ihrer Darstellung mit Kerberos und Schlange erfolgt und dort ihr der Name Sarapis als der des ägyptischen Pendants gegeben worden (Plut. mor. 362a), während ja bei Tacitus die Identität von Anfang an klar war.2 Gemäß Tacitus sei schließlich die Statue in einem Schrein aufgestellt worden, der seit alters her Sarapis und Isis geweiht gewesen sei (Tac. 4,84,3).3
Anmerkungen:
2 Ellis (1994)c, p. 31; s.a. Geier (1838), pp. 59-60; Bouché-Leclercq (1902), pp. 15-17; Schmidt (1909)a/b, pp. 49-51 & p. 52 n. 1 Fraser (1967), pp. 24-25; Fraser (1972), Bd. I, p. 247; Borgeaud / Volokhine (2000), pp. 38-40.
Dadurch wird allerdings das Geheimnisvolle der Gottheit in der Version des Tacitus, in der sie teilweise als Iuppiter, also Zeus, und teilweise als Iuppiter Dis, also Zeus Pluton bzw. Hades, angeführt wird, aufgelöst, indem sie aufgrund des Kontextwechsels neu interpretiert werden muß, wobei aber die Attribute die Identifikation a priori in bestimmte Bahnen lenken (Borgeaud / Volokhine (2000), p. 41).
3 Ellis (1994)c, p. 31; s.a. Geier (1838), pp. 59-60; Bouché-Leclercq (1902), pp. 15-17; Schmidt (1909)a/b, pp. 49-51 & p. 52 n. 1 Fraser (1967), pp. 24-25; Fraser (1972), Bd. I, p. 247; Borgeaud / Volokhine (2000), pp. 38-40.