Ptolemaios I. Soter
Christian A. Caroli:
Ptolemaios I. Soter – Herrscher zweier Kulturen
Konstanz 2007 (badawi - artes afro arabica)
Umfang: XIV + 414 Seiten • Format: 24 x 17 cm • ISBN 13: 978-3-938828-05-2
Preis (bis 10/2015): EUR 59,99 (inkl. 7% MwSt.) • Preis (ab 11/2015 bis 12/2022): EUR 29,95 (inkl. 7% MwSt.) • Preis (ab 01/2023): EUR 19,95 (inkl. 7% MwSt.)
C) Griechen, Makedonen, Ägypter und das ptolemaiische Königtum
III.) Exkurs: Die Ägypter und die makedonische Herrschaft
b) Inschriften (mutmaßlich) zeitgenössischer Ägypter autobiographischen Charakters
1.) Die Klagen und Taten des Petosiris
Den berühmtesten und in der Forschung wohl am meisten beachteten Vertreter findet diese Gruppe in Petosiris. Er war ein Mitglied einer Priesterfamilie aus Hermopolis magna, die sich heute noch über fünf Generationen hinweg nachverfolgen läßt.253 Die ältesten männlichen Mitglieder in jeder der bekannten Generationen trugen dabei jeweils die Titel des „Grand des Cinq“ bzw. „Premier des Cinq“ (), wobei Thot die Hauptgottheit darstellte, und den des „Maître des sièges“ (). Beide Titel können seit der 4. Dynastie belegt und im Mittleren Reich in Hermopolis sowohl für den Hohenpriester als auch für die Nomarchen des dortigen Gaus nachgewiesen werden, so daß hier mutmaßlich zivile und priesterliche Funktion in ein- und derselben Person vereinigt waren. In der Epoche der Familie des Petosiris fällt jedoch hingegen auf, daß auch Familienmitglieder diese Titel trugen, die zu diesem Zeitpunkt jeweils zu jung für eine effektive Ausübung dieses Amtes waren, wie Thotrekh, der jung verstorbene Sohn des Petosiris, bzw. diese zeitgleich mit ihren Vätern oder gar Großvätern trugen, wie z.B. Petoukem, der Enkel des Petosiris, zeitgleich mit seinem Vater Teos. Daher scheinen diese Titel zu dieser Zeit auch als eine Art Adelstitel der Familie getragen worden zu sein, mit dem sich die Mitglieder der Familie hervorheben wollten.254
Petosiris selber erhielt die beiden Titel anscheinend von seinem ältesten Bruder Zedthotefankh, der mutmaßlich recht jung ohne eigene Nachkommenschaft und wohl ohne Ehefrau verstorben war.255 Er rühmte sich v.a. sieben Jahre lang Lesonis des Thot-Tempels von Hermopolis gewesen zu sein. Des weiteren war er königlicher Schreiber und Hoherpriester des Thot von Hermopolis, der die Hauptgottheit von Hermopolis verkörperte und dessen Kult relativ bedeutend war, indem Thot die gesamte Geschichte hindurch immer eine prominente Rolle spielte. Aber auch Priestertitulaturen weiterer Götter führte er.256
Bekannt wurden Petosiris und seine Familie v.a. durch ihr 1919 entdecktes Familiengrab in der Nekropole von Hermopolis im الفساقى genannten Bereich westlich des Bahr Yussuf in der Nähe eines dortigen Ibiotapheion. Es handelt sich hierbei um das am besten erhaltene Monument seiner Epoche. In seiner Umgebung befinden sich noch etliche weitere Grabkapellen, die allerdings mutmaßlich alle späteren Datums bis in die Kaiserzeit hinein sind, wobei nicht ausgeschlossen werden kann, daß diese auf den Ruinen älterer Bauten errichtet wurden, so daß dann das Grab des Petosiris nicht auf leerem Grund erbaut worden wäre. Der Bau selber besteht aus einer Kapelle mit einem Schacht zu einer darunter gelegenen Grabkammer und einem an die Kapelle angebauten Vorbau, dem sogenannten „Pronaos“. Der Komplex war dabei nicht allein Petosiris vorbehalten, sondern es handelte sich vielmehr um ein Familiengrab. Die Kapelle war v.a. für seinen Vater Shishou und seinen älteren Bruder Zedthotefankh reserviert, während der Pronaos dem Totenkult des Petosiris diente, wobei er allerdings auch die größtenteils als Rückwand des Pronaos dienende Vorderfront der Kapelle und die innere Ostwand dieser, die mit seinem ausführlichen Tatenbericht versehen ist (Lefebvre, no. 81 & pl. XVIII-XXXIV), für sich in Anspruch nahm.257
Dieses Grab ist in erster Linie in ägyptischem Stil gehalten, wie man es von einem Ägypter auch erwarten würde. Vor allem auf die gesamte Innendekoration der Kapelle trifft dies zu. Zwar können gewisse Freiheiten entdeckt werden, doch überschreiten diese nicht das übliche Maß und können keine fremden Einflüsse erkennen lassen. So werden auf der Ostseite die traditionellen Begräbnisszenen im überkommenen ägyptischen Stil einschließlich der Verwendung der althergekommenen Kleidung dargestellt, wie sie schon in thebanischen Gräbern des Neuen Reiches gefunden werden können, während die Westseite die traditionellen Unterweltdarstellungen aufweist (Lefebvre, pl. XVIII-XXXIV). Jedoch stimmen die Darstellungen der Gabenbringer auf den Sockeln der Ost- und der Westwand schon mit denen der Kapelle überein. Auch die sonstige Motivwahl einschließlich der Darstellungen des Pronaos – wie Reihen von Gabenbringern, von Handwerkern bei der Verfertigung von Gegenständen, von Arbeiten auf dem Feld und von der Viehzucht in ihrer gesamten Lebendigkeit – erinnert von der Sache her stark an die der ägyptischen Grabdarstellungen seit dem Zeitalter der Mastabas des Alten Reiches.258 Die Darstellung der Arbeiten259 läßt den Betrachter zugleich die klassischen Arbeitsweisen und Verwaltungs- und Arbeitsstrukturen erkennen wie in früheren Epochen ägyptischer Geschichte, so daß auf den von den Lokalfürsten geleiteten Domänen zur Zeit des Petosiris im wesentlichen die gleichen Arbeits- und Verwaltungsstrukturen vorgeherrscht zu haben scheinen. Schließlich stellen die meisten Inschriften in der Kapelle Rezeptionen klassischer ägyptischer Grab- und Totenliteratur dar wie z.B. der Pyramidentexte (Lefebvre, no. 66,6-9 – Pyr. 269a-274c; Lefebvre, no. 67 – Pyr. 266a-b), des Totenbuches des Neuen Reiches260 und der Mundöffnungszeremonie.261
Jedoch enthält dieses Grab auch in auffälligem Maße griechische Stilelemente und Szenerien.262 So ahmt der Altar vor dem Grabbau die griechische Form des βωμὸς κεραοῦχος nach,263 wobei Lefebvre aber leider nichts darüber sagt, ob dieser Altar aus derselben Zeit wie das Grab selber stammt, da angesichts der späteren Nutzung als Kultstätte durch Griechen auch eine nachträgliche Errichtung leicht denkbar wäre (s. n. 279). Am Grab selber kommen die griechischen Stilelemente hauptsächlich auf den Darstellungen der Wände des Pronaos einschließlich der weitestgehend als Rückwand des Pronaos dienenden Frontwand der Kapelle vor. Bei den Szenerien typisch ägyptischer Motivwahl werden die Personen nicht mehr stereotyp dargestellt, sondern jede der Figuren erhält eine individuelle Gestik und Bewegung (z.B. Lefebvre, pl. XX-XXI & XXXV-XXXVI & XLVI-XLIX). So kann in den Abbildungen auch die Abwendung von der aspektiven Darstellungsform zugunsten einer naturalistischeren festgestellt werden, indem der Künstler v.a. die abgebildeten Personen in ihrer natürlichen Haltung und in Bewegung, vorwiegend im reinen Profil, darzustellen versucht. Außerdem tragen die Menschen nicht mehr den traditionellen Lendenschurz, sondern in der Regel bis zu den Knien hinabreichende Tuniken mit kurzen Ärmeln, die bis zu einem gewissen Grade mit der heutigen ägyptischen Galabiya verglichen werden können. Die Familienmitglieder und die Freunde der Grabinhaber tragen sogar Kleider in griechischer Form, nämlich den χιτὼν ποδήρης mit einem ἱμάτιον oder πέπλος darüber (Lefebvre, pl. XX & XXI), während die Bekleidung des Petosiris, seiner Eltern und seines Verwalters an den „makedonischen Mantel“ erinnert (Lefebvre, pl. XII & XXXVII & L). Aufgrund dieser Darstellungen kann auch vermutet werden, daß derartige Kleidung zu dieser Zeit zumindest in der Region von Hermopolis nicht selten getragen wurde. Zusätzlich tragen die Bauern Kopfbedeckungen in konischer Form, die anscheinend als Sonnenschutz dienen und mit dem πῖλος, der im griechischen Theater zur Darstellung der einfachen arbeitenden Bevölkerung verwendet wurde, verglichen werden können. Außerdem werden auch einige Personen einfachen Standes mit echtem Bart dargestellt, wie auch die Kopfbehaarung von der Kahlköpfigkeit bis hin zu längeren Haaren unterschiedlich ausfällt.264 Die geernteten Ähren werden nicht mehr mittels darauf herumtretenden Tieren, sondern mittels Dreschflegeln gedroschen (Lefebvre, pl. XIII),265 wie auch zum ersten Mal in der ägyptischen Kunstgeschichte die Nutzung einer Drehbank belegt werden kann.266
Als besonders auffällig erweist sich aber die Darstellung eines Opfers bei einem naos in Gegenwart von fünf Zuschauern (Lefebvre, pl. XIX), da hier den ägyptischen Opfersitten vollkommen widersprochen wird. Denn gemäß dem ägyptischen Ritus wurde der Stier vor dem Opfer gebunden und umgeworfen, um dann erdrosselt und gemäß festgelegter Prozedur zerlegt zu werden, während in dieser Szene der Stier vollkommen frei dasteht, um dann mit einem Dolch einen Stich in den Nacken zu bekommen. Der naos wird zudem in griechischem Stil dargestellt, obwohl er doch mutmaßlich die Fassade des Grabes darstellen soll, da es sich wahrscheinlich um ein Totenopfer handelt. So ist das abgebildete Gebäude auch mit einer ägyptischen Verschlußverrichtung versehen. Auch die fünf Personen, offensichtlich die Familie des Verstorbenen, sind auf griechische Weise bekleidet und tragen teilweise griechische Frisuren.267
Montet will allerdings in dieser Darstellung, die auffälligerweise im Gegensatz zu den anderen mit keiner einzigen Legende versehen ist, noch größere Parallelen zum Stieropfer an den persischen Gott Mithras sehen. Dementsprechend solle das Gebilde in der Mitte der Gruppe dann einen persischen Grabturm mit einer zweiflügeligen Tür auf einem Sockel darstellen.268 Jedoch läßt die Darstellung von ihren Proportionen her darauf schließen, daß das abgebildete Gebäude etwa 1,80 m hoch gewesen sein und damit wohl kaum einen Turm darstellen dürfte, während es auch kaum einem persischen Altar bzw. Heiligtum ähnelt und ein Kultbildschrein nicht in Frage kommen dürfte, da die persische Religion dieser Epoche mutmaßlich bildfrei war.269 Bezüglich der Größe des Gebäudes wendet Montet allerdings ein, daß von links her die dritte und vierte Person zu diesem Gebilde hin gegenüber den anderen Personen immer kleiner werden, so daß hier ein Perspektivwechsel demonstriert werden solle, indem das Gebäude diesen Personen gegenüber groß erscheine.270 Dagegen spricht jedoch, daß hier mutmaßlich die Familie des Verstorbenen dargestellt wird und es sich bei den kleineren Personen um nicht erwachsene Kinder handelt. Außerdem weisen die von Montet zum Vergleich angeführten Abbildungen271 doch gravierende Unterschiede zu der bei Petosiris auf. Seine Rekonstruktion eines Grabturmes (Fig. 2) beinhaltet offensichtlich keine Struktur, die den beiden Türflügeln bei der Darstellung des Petosiris entsprechen könnte. Bei den beiden Münzen (Fig. 3) verfügt das Gebäude Strukturen auf dem Dach und steht v.a. neben ihm eine Standarte, die beide nicht bei der Abbildung im Grab des Petosiris identifiziert werden können. Das persische Gebäude enthält zwar eine zweigeteilte Front, jedoch ist diese so strukturiert, daß sie die Fensterreihen der Rekonstruktion von Fig. 2 nachbilden könnte, zumal da bei keiner der Abbildungen irgendein Sockel erkannt werden kann, auf dem dann erst die Ebene des Eingangs angesetzt wäre. Des weiteren stellt sich die Frage, was für einen Sinn ein persischer Grabturm bei dieser Szene hätte, da es sich dann um ein fremdes Grab handeln würde, während es dem existenten Familiengrab in keiner Weise entspricht.
Aber auch aus stilistischer Sicht entspricht die Vielfalt in der Durchführung der Gesichter nicht der Isokephalie und der Einheitlichkeit der Frisuren der Darstellungen der Achaimenidenzeit, sondern eher dem griechischen Stil, wie auch die Abbildung der Frau, die sich mit einem Ellenbogen auf eine Säule lehnt, an die griechischen Darstellungen der 2. Hälfte des 4. Jh. erinnert. Indes beinhaltet ein Vergleich dieser Szene mit dem Sarkophag von Sidon als Vertreter persischer Darstellungen die Schwierigkeit, daß dieses Stück aus der Epoche des Hellenismus stammt, so daß eine Abgrenzung zur griechischen Stilistik fraglich wird. Was das Opfer selber betrifft, so versuchte beim Mithras-Kult der Opfernde, die rechte Schulter mit dem Dolch regelrecht zu zerschmettern, was mit sich brachte, daß er in der Regel auf sein Opfer sprang und es mit dem linken Knie niederdrückte, während hier der Opfernde in griechischer Weise neben dem Tier steht und mit Ruhe in die linke Schulter des Tieres sticht. Zudem dient in der Szene der Kranz wohl zur Bekränzung des Opfertieres und nicht des Opfernden und wurde vor der Tötung des Tieres wieder abgenommen. Außerdem erscheint es in sich widersprüchlich, daß ein einheimischer Priester, der sich rühmte, ägyptische Kultstätten seiner Region restauriert zu haben, dem persischen Kult frönte, während er zugleich offen gegen die Fremdherrscher wetterte, zumal da auch die persische und ägyptische Religion aufgrund ihrer Eigenarten nur schwer miteinander vereint werden konnten, indem die persische Religion v.a. bildfrei gewesen zu sein scheint.272
Schließlich werden in begrenztem Rahmen u.U. auch Gegenstände mit persischen Stilelementen oder persischen Charakters dargestellt, wobei auch teilweise ihre Herstellung durch Ägypter abgebildet wird. Dazu gehört z.B. ein in seiner Produktion gezeigter Gegenstand, der in seiner Dekoration scheinbar mit zwei Einhörnern versehen ist (Lefebvre, pl. XI), womit auch die königlichen Podien geschmückt waren, die auf den königlichen Gräbern zu Persepolis über ihrem Eingang dargestellt werden.273 Allerdings können diese Figuren mit ägyptischen Sphingen verglichen werden, wie überhaupt der Typus der Sphinx als solcher in nahezu allen Kulturen der Antike belegt werden kann. So weist speziell dieser Typus des Löwen mit Hörnern ein so hohes Alter auf, daß er schon vorher außerhalb Persiens bis nach Griechenland hin verbreitet war.274 Zu guter letzt verrät die Darstellung (auch im Gegensatz zur ägyptischen Tradition der Andeutung) nicht explizit, ob die Tiere jeweils nur ein Horn wie die typisch persischen Einhörner tragen oder ob es sich um zwei Hörner handelt, da z.B. bei den Füßen dieses Gegenstandes auch jeweils nur die der zugewandten Seite dargestellt und die der abgewandten nicht einmal angedeutet werden. Trotzdem müssen persische Einflüsse nicht ausgeschlossen werden, wie auch der frühptolemaiische Fund von Tuch el-Karamus (s. in C) II.) b) 2.) Seine programmatischen Anknüpfungen und Distanzierungen) zeigt.
Die autobiographischen Berichte zeichnen sich v.a. dadurch aus, daß in ihnen hervorgehoben wird, daß Petosiris sein Priesteramt in einer Zeit des Chaos unter der Herrschaft eines „Herrschers der Fremdländer“ geführt habe, in der nichts seinen geregelten Gang gelaufen und das ganze Land im Aufruhr gewesen sei. Er allein habe in seiner Region für Ruhe und Ordnung gesorgt, so daß alles wieder in geordneten Bahnen abgelaufen und er deswegen beim Herrscher Ägyptens und zu Hofe dementsprechend gewürdigt worden sei. Vor allem habe er sich um die Instandhaltung und Neuerrichtung von sakralen Anlagen und die Aufrechterhaltung und Erneuerung der Kulte im lokalen Bereich gekümmert (Lefebvre, no. 59,3 & 62,3-4 & 61,17-19 & 20-27 & 32-41), nachdem diese schon seit einer Weile verwahrlost gewesen seien, weil seit Beginn der Fremdherrschaft keine Arbeit an ihnen ausgeführt worden sei (s.a. Lefebvre, no. 59,3). Zugleich betont er auch, daß es zwar einen Herrscher in Ägypten, aber keinen König im Königspalast gegeben habe, so daß dem damals amtierenden König vorgeworfen wird, daß er nicht seinen Aufgaben als Pharao nachgekommen sei.275
So lassen sich auch einige Szenen des Grabes dahingehend deuten, daß Petosiris für seine Gegend teilweise kultische Aufgaben übernahm, die normalerweise zu den kultischen Pflichten eines Pharao gehörten und zugleich diesem allein vorbehalten waren. Dazu gehören z.B. die direkt auf der Fassade abgebildeten Szenen, in denen Petosiris Thot, Osiris, Isis, Nephthys und Sokaris Opfergaben darbringt und zu ihren Ehren Rituale vollzieht, die normalerweise zumindest bezüglich ihrer Abbildung ein königliches Privileg darstellen.276 Zugleich wird auch sein Name mit den traditionell königlichen Epitheta für Leben, Heiligkeit und Kraft (, , ) versehen.277 Von besonderer Auffälligkeit ist jedoch die Tatsache, daß der Oberbau des Grabes mit seiner halboffenen und breiten Vorhalle, die mit einer eine Schranke bildenden Säulenfassade versehen ist, und der daran anschließenden Kapelle auch ein kompaktes Abbild einer Tempelanlage im ptolemaiisch-ägyptischen Stil wie z.B. in Dendera oder auf Kalabscha verkörpert. Zusätzlich entsprechen auch die Reliefs der Fassade des Pronaos von ihrer Ausführungsweise, nämlich dem vertieften Relief, und ihrer Thematisierung her, nämlich eben der Darbringung von Opfergaben an verschiedene Götter, den traditionellen Reliefs einer Tempelfassade, wobei hier natürlich die Götter im Rahmen des Totenkultes wie Osiris, Isis, Sokaris und Nephthys die Gaben empfangen (Lefebvre, pl. V-VI). Außerdem ist der untere Saum der Fassade mit einem für Tempel typischen fortlaufenden Band von Darstellungen des niederknienden Nils mit Gaben geschmückt (Lefebvre, pl. VI).278 Dementsprechend stellte dieser Bau schon um die Mitte des 3. Jh. zumindest für einige Griechen einen Tempel dar, während Petosiris göttliche Ehren empfing,279 wie auch die einheimischen Entdecker bei ihrer Meldung bei der Antiquitätenbehörde von einem „معبد“ („Tempel“) sprachen.280
Ein Problem stellt bei diesem Grab jedoch die Datierung dar, da die Texte keine direkten Angaben zu den Lebensdaten der verschiedenen Personen liefern, wie auch kein einziger Königsname erwähnt wird. So wird ja von Petosiris gerade die Abwesenheit eines Herrschers postuliert, was eine Datierung nach ägyptischem System vehement erschwert bzw. diese Phase der Herrscherlosigkeit zu einer Un-Zeit werden läßt.281 Aufgrund des Tempus der Darstellung des Petosiris kann jedoch zumindest herausgeleitet werden, daß die Zeit dieser chaotischen Fremdherrschaft zum Zeitpunkt des Todes schon Vergangenheit war.282 Zugleich impliziert der Text auch, daß zum Zeitpunkt des Amtsantrittes dieser Zustand der Fremdherrschaft, des Chaos und der Verwahrlosung schon vorherrschte, also die Eroberung und eine eventuelle Plünderung des Landes durch die fremden Herrscher schon geschehen waren. Unter der Amtsführung des Petosiris kam es anscheinend zu keinen weiteren Ausschreitungen mehr, da er ja alles schon in Trümmern vorfand. Allerdings stellen diese Ruinen auch solche aufgrund von allzu langer Vernachlässigung dar, während eine Plünderung es v.a. auf den Tempelschatz abgesehen hätte, von dem keine Rede ist. Dies könnte aber u.U. auch daran liegen, daß Petosiris diesen in seiner ehemaligen Fülle nicht ersetzen konnte, sondern nur die Folgen einer eventuellen Plünderung lindern konnte, indem er sich um Instandsetzungsarbeiten und die Aufrechterhaltung des Kultes kümmerte, die viel Geld kosteten und nicht durch die Schatzkammer gedeckt werden konnten, zumal da dann die Kultgeräte aus wertvollen Materialien wiederbeschafft werden mußten und das durch die Tempelplünderung und ihre Folgen gestörte Kultleben wieder geordnet werden mußte.
Aufgrund des starken Einflusses griechischer Stilelemente auf die Darstellungen des Grabes erscheint eine Datierung dieses Grabes in die Zeit vor der makedonischen Eroberung Ägyptens als sehr unwahrscheinlich, zumal da sich ein solcher Einfluß vor dieser Zeit nicht feststellen läßt.283 Allerdings kann ein solcher in dieser Stärke bei keinem anderen Objekt der frühen Ptolemaierzeit festgestellt werden, wobei aber die Menge potentieller Vergleichsobjekte nicht sehr bedeutend ist.284 Schließlich bleibt immer noch die Option offen, diesen Einfluß durch andere kulturelle Kontakte wie z.B. mit den schon seit längerer Zeit in Ägypten lebenden Griechen bzw. mit den seit Psammetich I. im Heereswesen eingesetzten griechischen Söldnern zu erklären. Die angesprochene Phase des Chaos muß spätestens mit der Krönung des Ptolemaios I. zum Pharao geendet haben. Denn aufgrund der griechischen Graffiti muß das Grab in der Mitte des 3. Jh. auf jeden Fall vollendet existiert haben, während bis dahin seit der Annahme des Pharaonentitels durch den Lagiden keine nennenswerten Perioden der Anarchie oder von Aufständen auch nur vermutungsweise festgestellt werden können, die eine Schilderung im Sinne der des Petosiris zulassen würden.285 Außerdem dürfte die Errichtung des Baus selber nicht allzulange danach stattgefunden haben, da sonst der Name des Ptolemaios irgendwo erwähnt worden sein müßte.286 Stilistisch weisen die Inschriften Ähnlichkeiten mit anderen des endenden 4. Jh. auf, wie auch von Bissing anführt: „Wenn wir nun das eben erwähnte Dekret des Ptolemäus Lagi [= Satrapenstele] aufschlagen, so überrascht die bis in einzelne Worte gehende Übereinstimmung zwischen der Schilderung der Lage der Dinge vor der Übernahme der Macht durch Ptolemäus und der Lage der Dinge, wie sie Petosiris bei Übernahme seiner Lesonie findet.“287 Hiergegen kann allerdings eingewendet werden, daß „il est très difficile de distinguer un texte saïte d’un texte du ve siècle, un texte d’époque persane d’un texte de l’époque d’Alexandre“,288 wie auch beim direkten Vergleich der Formulierung eine gewisse Topik bei Beschreibungen für Zeiten des Chaos unter Fremdherrschern in Betracht gezogen werden muß.
Roeder macht darauf aufmerksam, daß in Verbindung mit dem Großvater und dem Vater des Petosiris von einem „König von Oberägypten“ (Lefebvre, no. 69,10 (Großvater) & no. 90,1-2 (Vater): ) und von einem „König von Unterägypten“ (Lefebvre, no. 90,2 (Vater): ) gesprochen wird, während in Verbindung mit dem ältesten Bruder nur einer der beiden Titel, nämlich nesu, verwendet wird (Lefebvre, no. 102,4). Die dabei benutzte Floskel („den der König erwählte vor allen Seinesgleichen, um den Tempel des Thot, des Herrn von Chmunu, zu leiten“) kommt aber auch schon in Verbindung mit dem Vater vor (Lefebvre, no. 90,1), so daß es sich um eine Standardfloskel geringer Aussagekraft handeln könnte, wie auch eine Ernennung in früher Kindheit nicht ausgeschlossen werden kann.289 Dann wäre der ältere Bruder zwar von einem König eingesetzt worden, während es im späteren Zeitraum seiner Priesterschaft keinen König gegeben zu haben scheint, da im Gegensatz zu seinem Großvater und Vater nirgendwo erwähnt wird, daß er die Gunst des Königs erhalten habe. Zugleich schließt Menu aufgrund der Erwähnung einer Untat bzw. eines üblen Ereignisses, für das er aber aufgrund seines jungen Alters keine Verantwortung zu tragen habe, und der Tatsache, daß im Gegensatz zu seinem Großvater und Vater nirgendwo von einer makellosen Verrichtung des Tempeldienstes gesprochen wird, darauf, daß hier u.a. auf eine Tempelplünderung unter der zweiten Persischen Herrschaft oder während der Wirren im Rahmen des Aufstandes des Chababasch angespielt werden könnte.290 Petosiris lebte dann offensichtlich über diese Fremdherrschaft hinaus, da vor ihrem Ende eine Verewigung seiner Kritik über diese in Stein wohl kaum möglich bzw. opportun gewesen wäre, so daß das Grab in seiner endgültigen Form mit Pronaos dann nach 332 erstellt worden sein müsse.291 So macht Petosiris nach der Aufführung seiner Restaurationstätigkeiten, die den Klagen über die Königslosigkeit folgen, darauf aufmerksam, daß er Lob beim Herrscher von Ägypten (ḥq3 n Kmt) fand (Lefebvre, no. 81,87). Dies kann wiederum auf die makedonische Herrschaft hinweisen, wobei der neue Herrscher aufgrund seiner Betitelung noch nicht vollkommen als ägyptischer Pharao anerkannt worden war.292
Schließlich läßt sich unter Philipp III. Arrhidaios, Alexander IV. und Ptolemaios I. eine auffällige Konzentration an Bautätigkeiten an Kultanlagen in Hermopolis magna erkennen. Dies könnte ein Indiz dafür darstellen, daß bei der einheimischen Priesterschaft die Bereitschaft zum Arrangement und zur Zusammenarbeit mit den neuen Herren besonders ausgeprägt war.293
Hiergegen wurde aber von manchen Forschern gelegentlich angeführt, daß gemäß den Inschriften zur Zeit des Petosiris die Ernte in der Jahreszeit achet stattgefunden habe (Lefebvre, no. 51 & 52,1), während die Ernte in der Gegend von Hermopolis nach heutiger Zeitrechnung v.a. im April durchgeführt werde. Daher müsse Petosiris in einer Periode gelebt haben, in der die Jahreszeit achet mit dem April korrelierte, was für den Zeitraum von etwa 850 bis 400, jedoch auf keinen Fall für den der klassischen Datierung zutreffe. Würde aber das Grab in die Epoche zwischen dem Zusammenbruch der persischen Herrschaft 404 und der Etablierung der einheimischen Herrschaft des Amyrthaios über ganz Ägypten angesetzt werden, dann würde sich der im Zusammenhang mit dem Großvater und Vater des Petosiris angeführte Begriff nsw, der normalerweise allein ägyptischen Herrschern vorbehalten ist, sich auf Artaxerxes I. und Dareios II. beziehen, während der König seiner eigenen Amtszeit, nämlich Amyrthaios, mit ḥq, dem Begriff für asiatische Fremdherrscher bedacht würde. Daher müsse sich nsw auf Amasis, den letzten Herrscher vor der ersten persischen Eroberung beziehen, während die Zeit des Chaos unter Kambyses (527-522) zu lokalisieren sei, die dann durch die Herrschaft des Dareios I. beendet worden sei.294
Jedoch könnte es sich hierbei um die Wiedergabe von Texten eines traditionellen Bauernliedes handeln, bei dem über die Zeiten hinweg die in seiner Entstehungszeit üblichen Jahreszeiten erhalten blieben, so daß sie zur Zeit der Rezitation dann nicht mehr mit dem aktuellen Stand übereinstimmten.295 Ein weiterer Erklärungsversuch hierfür besteht in der Vermutung, daß dieser Jahreszeitenbegriff nicht alleine als eine Bezeichnung einer bestimmten Gruppe von Monaten des bürgerlichen Kalenders, sondern im landwirtschaftlichen Kontext losgelöst von diesen Monaten immer noch für die Saison der Ernte benutzt wurde.296 Schließlich muß bei Zeitspannen von mehreren Jahrtausenden immer noch die Möglichkeit beachtet werden, daß es leichte Differenzen im Bereich der klimatischen Bedingungen gab, so daß die Ernte sich um ein paar Wochen verschob. Auch konnte leicht eine andere Getreidesorte mit kürzerer Reifungsdauer benutzt worden sein. Denn ein Monat oder gar ein Teil eines Monats stellt nicht unbedingt eine besonders lange Zeitspanne dar. Außerdem setzt z.B. Lefebvre die Ernte für Mittelägypten auf Mitte März an, während die Aussaat dort Anfang November stattgefunden habe, wobei im Zeitraum des endenden 4. Jh. die fragliche Jahreszeit von Mitte November bis Mitte März angedauert habe.297
Da nun nichts mehr einer Datierung dieses Grabes in die Zeit der frühen Phase der Makedonenherrschaft im Wege steht und die Argumente hierfür schlüssig sind, während die Datierungen in die Zeiten davor gewisse Ungereimtheiten bereiten, muß also die spätere Datierung als höchstwahrscheinlich gelten, zumal da die griechischen Stilelemente hierfür den deutlichsten Beweis liefern. Offen bleibt nur noch eine genauere Datierung. Ein Ansatz besteht darin, die in den Inschriften beschriebene Zeit des Chaos auf den Zeitraum zwischen Auseinanderbrechen der zweiten Perserherrschaft und der Etablierung der ptolemaiischen Herrschaft anzusetzen. Dabei könnte man diese Phase u.a. auf die Zeit der Herrschaft Philipps III. Arrhidaios ansetzen, der auch den Herrinnen-Namen König der Fremdländer trug.298 Allerdings handelte es sich dabei lediglich um einen der unbedeutenderen Namen innerhalb der offiziellen fünfteiligen Königstitulatur. Außerdem versuchte sich Petosiris allem Anschein nach mit dem neuen Herrscher gut zu stellen, indem er auch das Lob des Herrschers betont, so daß es bei einer Errichtung des Baues unter Ptolemaios I. wohl äußerst unklug gewesen wäre, die Zeit der nominellen Herrschaft Philipps III. Arrhidaios als eine Phase des Chaos zu verpönen, in der eben Ptolemaios I. Ägypten schon als Satrap verwaltete.299 Übrig bliebe dann noch die Zeit unter Alexander dem Großen, da eine Klage über diese Zeit keinen direkten Angriff auf Ptolemaios I., nicht einmal unbedingt auf Alexander, darstellen mußte, indem immer noch Kleomenes als Satrap vor Ort verantwortlich gemacht werden konnte, was Ptolemaios, der diesen ja beseitigt hatte, sogar sehr angenehm sein mußte. Der andere Grundansatz besteht darin, nicht Ptolemaios I., sondern schon Alexander den Großen als den Herrscher anzusehen, unter dem die Ordnung wiedererrichtet wurde, während sich die Jahre des Chaos auf die Zeit der zweiten Perserherrschaft beziehen, die mit Tempelplünderungen und anderen Ausschreitungen verbunden war und daneben auch die Revolte des Chababasch erlebte. Zugleich würde sich die Bezeichnung für den Fremdherrscher, die an den Titel der Hyksos-Könige erinnert, auf die Perser beziehen, so daß man beide und ihre jeweiligen Fremdherrschaften miteinander assoziierte, was sich natürlich anbot, da die Herrschaft der Hyksos traditionell in schlechter Erinnerung stand und die der Perser nicht sehr beliebt war.300 So geht Menu z.B. davon aus, daß der ältere Bruder des Petosiris im Rahmen der makedonischen Eroberung wegen seiner Verfehlungen unter der Perserherrschaft zugunsten seines Bruders Petosiris abgesetzt worden sei, so daß dieser dann in den ersten Jahren der makedonischen Herrschaft mit dem Wiederaufbau begonnen habe.301
Bei der Familie des Petosiris handelt es sich also um typische Vertreter der Gruppe der ägyptischen Oberschicht, die es schaffte, trotz des mehrfachen Wechsels der Herren über Ägypten ihre Position beizubehalten, indem sie sich darauf verstand, sich mit ihnen allen in irgendeiner Weise zu arrangieren.302 Gewisse Rückschläge konnten dabei immer vorkommen, jedoch wurden sie allesamt gut verkraftet und führten, soweit bekannt, niemals zum vollkommenen Fall. Die Klagen des Petosiris können zudem auch dadurch erklärt werden, daß er v.a. den formalen politischen Zustand beklagte, indem kein Pharao vor Ort existierte und auch die Herrschaftsverhältnisse nicht eindeutig geregelt waren, so daß es zu etlichen Unklarheiten im kultischen Bereich kam.303 Denn Petosiris scheint sich laut eigenen Angaben auch zu Hofe einer gewissen Beliebtheit erfreut zu haben, so daß er kaum als Oppositioneller gewertet werden kann.304 Er muß vielmehr als ein Beispiel für einen Ägypter gelten, der sich schon zu Anfang der makedonischen Fremdherrschaft in einem gewissen Umfange der griechischen Kultur anpaßte.305 Aufgrund der Tatsache der stilistischen Einzigartigkeit seines Grabes und der des nicht sehr ergiebigen Befundes an statistischem Vergleichsmaterial für die Oberschicht seiner Zeit muß allerdings offenbleiben, ob es sich bei Petosiris um eine Ausnahme handelte oder ob es noch weitere Persönlichkeiten ähnlicher Anpassungsbereitschaft gab.
Anmerkungen:
253 Gemäß Lefebvre (1923/24), Bd. I, p. 6 ergibt sich hierbei folgender Stammbaum (fett: Träger der Titel „Premier des Cinq“ und „Maître des sièges“; kursiv: weibliche Personen):
254 Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 1-2; s.a. Suys (1927), p. 22-23; Lloyd (1982), pp. 51-52.
255 Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 4 & 7; s.a. Suys (1927), p. 46; Menu (1994), p. 321 vermutet dagegen eine Absetzung aufgrund einer Verfehlung im Amt (s. oben).
256 s. Lefebvre, no. 81,1-9: „Son fils puîné, son aimé, maître de tous ses biens, | le Grand des Cinq, maître des sièges, | grand prêtre, voyant le Dieu dans son naos, | portant son maître, suivant son maître, pénétrant dans l’adyton, | exerçant ses fonctions (sacerdotales) en compagnie des grands prophètes, | prophète de l’Ogdoade, chef des prêtres de Sekhmet, | chef des prêtres de la troisième classe et (de ceux) de la quatrième classe, | scribe royal comptable de tous les biens du temple de Khmounou, | second prophète de Khnoum-Rê maître d’Hirourt et d’Hathor dame de Neferoust, | phylarque de la seconde classe sacerdotale du temple d’Hirourt et (de celui) de Neferoust, | prophète d’Amon-Rê et des dieux des (autres) temples <de la ville (?)>, | Petosiris, nb-ἰm3ḫ, surnommé <An>khefkhonsu, né de la dame Nofritrenpet, j.v.“ (Übersetzung: Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 7 & 136 c. corr. p. 212); s.a. no. 14 & 21 & 26 & 34 & 33bis & 42bis & 44 & 59,1 & 58,1-6 & 61,1-7 & 106,8-10 & 147 & 148; s.a. Suys (1927), pp. 24-26; Nakaten (1982), p. 995; Menu (1994), p. 321. Spiegelberg (1922), pp. 3-8 will diesen Petosiris mit dem gleichnamigen Astrologen identifizieren, an den sich die ägyptische Astrologie der griechisch-römischen Zeit anschloß (s. Suda s.v. Πετόσιρις: Πετόσιρις Αἰγύτιος φιλόσοφος καθὰ Ἕλληνες καὶ Αἰγύπτιοι τὰς περὶ θεῶν διετάξατο ἐπιλογίας ἐκ τῶν ἱερῶν βιβλίων Ἀστρολογούμενα καὶ Περὶ τῶν παρ’ Αἰγυτίοις μυστηρίων.) und verweist dabei u.a. auf die griechischen Graffiti des 3. Jh., in denen der Hohepriester Petosiris verehrt wurde (s. oben c. n. 279). Dagegen führt Pieper (1927), pp. 1047-1049 an, daß zum einen weder die Texte noch die Darstellungen auf ein astrologisches Interesse des Grabinhabers hindeuten und daß zum anderen gerade die Phase des Alexanderzuges und des frühesten Hellenismus die Epoche gewesen sei, in der sich das ägyptische Weltbild unter Einfluß babylonischer und griechischer Elemente geändert habe.
257 Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. V-VI & 1 & 31 & 84 & 136; s.a. Lefebvre (1920)a, pp. 43-44 & 51.
258 Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 31-32; s.a. Suys (1927), pp. 48-53 & 85-95 passim; Roeder (1939), pp. 739-740.
259 Beschreibung mit Angabe der relevanten Tafeln s. Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 49-47 & 127 & 171.
260 Lefebvre, no. 80 – Totenbuch, Kap. 18; Lefebvre, no. 148 – Totenbuch, Kap. 42; Lefebvre, no. 68 – Totenbuch, Kap. 57; Lefebvre, no. 151 – Totenbuch, Kap. 72; Lefebvre, no. 66 – Totenbuch, Kap. 128.
261 Lefebvre (1923/24), Bd. I, p. 36.
262 Volkmann (1954)e, p. 1633; s.a. Bevan (1968), p. 81; Nakaten (1982), p. 995; Falivene (1991), p. 224.
263 Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 13-14; s.a. von Bissing (1923), p. 1; Picard (1929/31), pp. 214-215.
264 Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 32-35; s.a. Suys (1927), pp. 114-115; Picard (1929/31), pp. 216-217; Bevan (1968), p. 81.
265 Lefebvre (1923/24), Bd. I, p. 78; s.a. Montet (1926)b, p. 62; Suys (1927), p. 119.
266 Baines (2004), p. 46.
267 Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 91-93.
268 Montet (1926)a, p. 170.
269 Picard (1929/31), pp. 206-207.
270 Montet (1926)a, pp. 170-171.
271 Montet (1926)a, pp. 171-172, Fig. 2 & 3.
272 Picard (1929/31), pp. 207-214 passim.
273 Montet (1926)b, p. 63. Zugleich fühlt Montet sich bezüglich der Darstellung der menschlichen Profile in ihrer korrekten Wiedergabe stark an die Darstellungen der persischen Flachreliefs erinnert. Allerdings muß hier die Tendenz des Autors beachtet werden, der dieses Grab ins 5. Jh. datieren will (s. oben) und deswegen versucht, die Besonderheiten des Grabes allein durch persische Einflüsse zu deuten, während die Zurückführung auf griechische Einflüsse als eher unwahrscheinlich erscheine.
274 Picard (1929/31), pp. 219-220.
275 s. Lefebvre, no. 81,22b-92: „J’ai été soumis | au maître de Khmounou dès ma naissance. Comme tous des desseins | étaient dans mon cœur, <il> me choisit pour administrer | son temple, (car) il savait que sa crainte était dans mon cœur. | Je passai sept ans comme λεσώνης de ce dieu, | administrant ses biens, sans que fût trouvée de faute (dans ma gestion), alors qu’ | un roi des pays étrangers était en puissance sur l’Égypte. Et il n’y avait plus rien | qui fût en sa place d’autrefois, depuis que des luttes se déroulaient dans | l’intérieur de l’Égypte, le Sud (du pays) étant dans l’agitation et le Nord en état de révolte. | Les hommes marchaient dans l’égarement (?), il n’y avait plus de temple | qui fût à la disposition de (?) ses desservants, et les prêtres étaient éloignés (des sanctuaires), dans l’ignorance de | ce qui s’y passait (?). Quand j’exerçai les fonctions de λεσώνης de Thot | maître de Khmounou, je fis que le temple de Thot fût conformément à | son état d’autrefois; je fis que toutes choses y fussent rétablies, | et que tout prêtre (retournât) à sa fonction. J’accrus l’importance de ses prêtres, | je magnifiai les horaires de son temple, j’exaltai | tous ses serviteurs, je donnai une consigne à ses desservants. | Loin de soustraire de son temple les offrandes, je remplis | ses greniers d’orge et de froment et son trésor de | toutes bonnes choses. J’accrus ce qui s’y trouvait | auparavant, au point que tout homme de la ville (fut) à m’adresser ses félicitations. Je donnai de l’argent, | de l’or, toute sorte de pierres précieuses véritables; je fis plaisir aux prêtres; | (j’)exécutai aussi toute espèce de travaux dans le sanctuaire, et mon cœur se complaisait | en eux. Je rendis sa splendeur à ce que j’avais trouvé manquant en sa place, et je remis en état | ce qui était en souffrance auparavant et ne se trouvait plus en sa place. | Je tendis le cordeau, je déroulai la ligne pour jeter les fondations du | temple de Rê dans le parc; je le construisis | en belle pierre blanche de calcaire, complété par toute sorte de travail: ses portes | sont en sapin plaqué de cuivre d’Asie; | je fis qu’y séjournât Rê, le nourrisson qui réside dans l’Île de la Flamme. Je construisis | le sanctuaire des déesses à l’intérieur du temple de | Khmounou, ayant trouvé leur sanctuaire en état de vétusté, de sorte qu’elles séjournent (maintenant) | dans le temple de Thot maître de Khmounou: c’est le ‘pavillon | des déesses’, comme on l’appelle: | la façade en est tournée vers l’orient. Je construisis également le sanctuaire de | Neḥmetâouai, à la façon (?) (de celui) d’Ounout, le sanctuaire d’Hathor, dame du sycomore | du sud, et également (celui de) Neḥmetâouai, mère royale (?). Je les construisis | en belle pierre blanche de calcaire, complétés par toute sorte de travail. | Je fis que ces déesses y séjournassent. Je protégeai | l’enceinte du parc, pour empêcher qu’il ne fût foulé aux pieds par | la populace, car c’est la maison du berceau de tous les dieux | qui ont commencé d’être au commencement, ce lieu, – et des misérables | le piétinaient; le premier venu (?) le traversait; on mangeait | les fruits de ses arbres; on transportait ses roseaux dans la maison | des premier venus (?): de sorte qu’il y avait des troubles dans | tout le pays à cause de cela, et qu’il n’existait plus bien-être en Égypte à cause de cela, car la moitié | de l’œuf était enterrée en cet endroit. Je fis des travaux excellents au | mur du temple de Khmounou, afin que fût réjoui le cœur de (ma) maîtresse Neḥmetâouai | à la vue de cette œuvre, éternellement. Or, voici que j’étais | devant cette déesse, Ḥeqet, dame d’Hirourt, en sa belle fête | du quatrième mois de la saison shemou, alors que j’étais λεσώνης de Thot: | elle se rendit en un endroit qui est situé au nord de cette ville, au ‘temple de Ḥeqet’, | comme on l’appelle communément: il était en ruine depuis | un temps immémorial, l’eau l’emportait chaque année, et ses fondations ne correspondaient plus | au livre … appelé ‘… temple de Ḥeqet’, et il n’y avait plus là ni | briques, ni pierres. Voici que cette déesse se leva dans ce lieu. | J’appelai le scribe du temple de cette déesse; je lui donnai de l’argent | sans compter pour y élever des monuments, – en ce jour. J’entourai | la grande demeure (?) sur son pourtour, pour empêcher que l’eau ne l’emportât. Je | consultai tous les savants à propos de l’organisation des cérémonies. Et | cette déesse se dirigea vers cette demeure et elle y séjourna, dès qu’elle sut (cella). J’ai agi (de telle sorte que) mon maître Thot <m’>a exalté au-dessus de tous <mes> pairs, en récompense de ce que j’ai fait: | il <m’>a enrichi en toute sorte de bonnes choses, en argent, en or, en | récoltes s’entassant dans <mes> greniers, en champs, | en troupeaux, en vergers de vignes, en vergers d’arbres fruitiers de toute espèce, en bateaux sur les eaux, | en toutes bonnes choses de <mes> magasins; je fus l’objet des faveurs du souverain de l’Égypte, et j’acquis l’amour de ses courtisans. J’ai fait | tout cela pour obtenir (aussi) que ma vie se prolonge dans l’allégresse, que j’aie une bonne sépulture après la vieillesse | et que je sois enterré dans ce tombeau à côté de mon père et de mon frère aîné. Et puissé-je être l’objet des faveurs du | maître de Khmounou et de tous les dieux d’Ount; puisse ma maison | être occupée par mes enfants et le fils succéder au | fils! Ah! qu’ils disent (de moi) ceux qui viendront plus tard: ‘Fidèle à son dieu jusqu’à l’état d’imakhou’.“ (Übersetzung: Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 137-144 passim; s.a. engl. Lichtheim (1973-1980), Bd. III, pp. 45-48); s.a. Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 8-9; Suys (1927), pp. 58-59; Huß (1994)b, pp. 137-138.
276 Lefebvre (1923/24), Bd. I, p. 9; s.a. Nakaten (1982), p. 996; Menu (1995)b, p. 283; Pfrommer (1999), p. 46.
277 van Groningen (1925)b, p. 325.
278 Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 9 & 13-14 & 45-48 passim; s.a. Lefebvre (1920)a, p. 46; von Bissing (1923), p. 1.
279 s. Lefebvre (1923/24), Bd. I, p. 23: Μίθρωνος παῖδες ἦλθον εἰς τὸ ἱερόν, οἷς ὀνόματα· Πυρρίας, Μένων, Γρῖπος, Νίκανδρος, Σφήξ, Ἀντίφιλο<ς> Κλεωνύμου [?], (γίνεται) σώματα <...>. & p. 24: Πετόσειριν αὐδῶ τὸ(ν) κατὰ χθονὸς νέκυν, | νῦν δ’ ἐν θεοῖσι κείμενον· μετὰ σοφῶν σοφός.; s.a. pp. 9 & 13.
280 Lefebvre (1923/24), Bd. I, p. VI.
281 Picard (1929/31), p. 201; s.a. Lefebvre (1923/24), Bd. I, p. 10; Montet (1926)b, p. 62; Menu (1998), p. 248.
282 Cavaignac (1929), p. 56.
283 Lefebvre (1923/24), Bd. I, p. 10; s.a. Montet (1926)b, p. 62; Nakaten (1982), p. 995; Pfrommer (1999), pp. 46-47.
284 Lefebvre (1920)a, p. 117.
285 Lefebvre (1923/24), Bd. I, p. 10; s.a. Spiegelberg (1922), p. 6; von Bissing (1923), p. 1; Pfrommer (1999), p. 47.
286 Baines (2004), p. 46 führt dagegen an, daß diese Schilderung des Chaos mit dem Verlauf der Perserherrschaft eine gewisse Topik gewonnen haben könnte, so daß dann eine Datierung aufgrund der geschilderten Zustände sich äußerst schwierig gestalten würde. Dagegen erscheint es jedoch sehr fraglich, ob solche Chaosschilderungen dann noch vorkommen könnten, wenn die betreffende Person in einer Zeit lebte, in der eine gesicherte Herrschaft bestand, die zudem noch von ihr anerkannt wurde.
287 von Bissing (1923), p. 3; s.a. Lefebvre (1923/24), Bd. I, p. 10; Montet (1926)b, p. 62.
288 Montet (1926)b, p. 62; s.a. Montet (1926)a, p. 165.
289 Roeder (1939), pp. 731-733; s.a. Menu (1994), pp. 316-317; Menu (1998), p. 249.
290 Menu (1994), pp. 318-319. Allerdings bleibt je nach Alter des Bruders die Möglichkeit anderer „Jugendsünden“ bzw. gar „Kindersünden“ im Bereich des alltäglichen Kultes bestehen, indem er sich z.B. trotzig über gewisse Vorschriften oder Reinheitsgebote hinwegsetzte, ohne sich der Tragweite dieses Vergehens überhaupt bewußt zu sein.
291 Roeder (1939), pp. 732-733.
292 Menu (1998), p. 250.
293 Swinnen (1973), p. 119; s.a. Derchain (1961), p. 9.
294 Cavaignac (1929), p. 57; Montet (1926)b, pp. 62-63 geht in seinem Ansatz davon aus, daß die Ernte in der gesamten ersten Aprilhälfte durchgeführt wurde und deswegen sogar 460 als spätmöglichstes Datum gesetzt werden müsse, da ab diesem Zeitpunkt die Jahreszeit achit vor dem 15. April geendet habe; s.a. Montet (1926)a, pp. 168-170.
295 Picard (1929/31), p. 204 n. 2. Montet (1926)a, p. 169 führt hiergegen an, daß daneben ein Aufseher abgebildet ist, der mit folgender Legende versehen ist: „Serviteur en train de diriger le travail dans la saison akhit.“ (Lefebvre, no. 52,1). Daher liege hier kein Volkslied und damit kein topischer Text vor. Jedoch kann gerade bei der Darstellung einer solchen Alltagssituation aus dem gängigen Repertoire für Darstellungen von Privatgräbern ein formelhafter Standardtext benutzt worden sein.
296 Suys (1927), p. 153.
297 Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 75-76. Der 1. Thot, zugleich Beginn der Jahreszeit achet, korrespondiert u.a. mit folgenden Daten: 01.12.401, 20.11.357, 15.11.337, 06.11.306, während eine Jahreszeit 120 Tage umfaßte.
298 Huß (1994)b, p. 137.
299 Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 11-12.
300 Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 11-12; s.a. Suys (1927), pp. 57-58; Volkmann (1954)e, p. 1633; Ippel (1921)b, p. 263.
301 Menu (1994), pp. 326-327; s. allerdings n. 290.
302 s. Menu (1998), p. 248.
303 Pfrommer (1999), p. 47.
304 Pfrommer (1999), p. 45.
305 Falivene (1991), p. 224.