Dr. Christian A. Caroli – د. كْرِسْتْيَان أ. كَارُلِي

Physikotheologie

As-Sabil-Sammelbände für Kulturpluralismus, Band 2: Das Aufeinandertreffen von Kulturen (Coverbild)

Christian A. Caroli:

Physikotheologie: Die Natur und ihre Wissenschaften als Glanz Gottes in der Frühaufklärung

 

publiziert in:

Mohamed BadawiChristian A. Caroli (Hrg.):

As-Sabil-Sammelbände für Kulturpluralismus;

Band 2: Das Aufeinandertreffen von Kulturen,

S. 177-230.
 

Konstanz 2009 (badawi - artes afro arabica)
 

Umfang: 230 Seiten • Format: 24 x 17 cm • ISBN 13: 978-3-938828-26-7

Preis (bis 10/2015): EUR 29,95 (inkl. 7% MwSt.) • Preis (ab 11/2015): EUR 14,95 (inkl. 7% MwSt.)

 

 

1. Begriff, geistige Wurzeln und Anliegen

1.2. Religiöse und geistige Wurzeln

1.2.1. Allgemeine theologische und philosophische Grundlagen

Theologisch basiert die Physikotheologie auf einem Bibelzitat aus dem Brief des Paulus an die Römer3 und der augustinischen Metapher eines „Buches der Natur“ neben der Heiligen Schrift (De civitate Dei XI,4),4 das im Gegensatz zur Offenbarung der Heiligen Schrift nicht nur bestimmten Personengruppen offenbart wurde, sondern praktisch für jeden als Weg zur Erkenntnis Gottes zugänglich ist.5 Daneben finden sich auch diesbezügliche Erwähnungen u.a. bei Clemens von Alexandria, Origenes und Basilius von Caesarea.6 Jedoch stellt die Physikotheologie die erste theologische Richtung dar, die das Buch der Natur der Heiligen Schrift gleichwertig entgegensetzte.7

Ihre philosophische Grundlage bildet die griechische Kosmogonie. Als ein Vertreter von ihr behauptete Platon, daß die Welt nach der Ordnung der Urmaterie von einem mythischen Weltbaumeister von neidloser Güte, der aber wegen der Einschränkung auf die vorhandene Materie und der Bindung an die ewigen Ideen nicht völlig frei und allmächtig ist, zur besten aller möglichen Welten durch eine Weltseele geordnet wurde und in ihrer Geordnetheit erhalten wird.8 Diese griechische Kosmogonie wurde nun zusammen mit dem stoischen Anthropozentrismus mit dem biblischen Schöpferglauben vereinigt. Diese Kombination wurde dann von Augustinus (354-430) und von Thomas von Aquin (1225-1274), nach dem es aufgrund der Schaffung der Vernunft durch Gott keinen Widerspruch zwischen Glaubenserkenntnis und rationaler Erkenntnis geben kann und die Gnade Gottes die Vollendung der Natur darstellt,9 zum Versuch des Nachweises der Existenz Gottes und seiner ihm zugeschriebenen Eigenschaften der potentia, sapientia und providentia, der zugleich aber auch der Versuch eines Schöpferlobes wurde, weiterentwickelt.10

 

 

Anmerkungen:

3 Rom. 1,20: τὰ γὰρ ἀόρατα αὐτοῦ ἀπὸ κτίσεως κόσμου τοῖς ποιήμασιν νοούμενα καθορᾶται, ἥ τε ἀΐδιος αὐτοῦ δύναμις καὶ θειότης, εἰς τὸ εἶναι αὐτοὺς ἀναπολογήτους. („Denn sein unsichtbares [sc. Wesen], sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien.“)

Die deutschsprachigen Übersetzungen der protokanonischen Bücher des Alten Testaments und der Bücher des Neuen Testaments basieren auf: Die Heilige Schrift – Aus dem Grundtext übersetzt – Elberfelder Bibel revidierte Fassung, Wuppertal 19996. Lediglich die Anführungen des Gottesnamens wurden durch die Wiedergabe der Buchstaben des Tetragramms (JHWH) hervorgehoben.

4 Sparn (1992)c, p. 1211; s.a. Philipp (1957), p. 51; Kempe (2003), p. 150.

5 Krolzik (1988), p. 17.

6 Philipp (1957), p. 51

7 Groh / Groh (1991), p. 116.

8 Graeser (1992), p. 1226; s.a. Spellmann (1993), pp. 105-106; Michel (2008), p. 26.

9 s. Bernath (1996), p. 875.

10 Sparn (1992)c, pp. 1211-1212; s.a. Krolzik (1988), pp. 39-51; Michel (2008), pp. 8-9.

 

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