Dr. Christian A. Caroli – د. كْرِسْتْيَان أ. كَارُلِي

Das Aufeinandertreffen zweier Kulturen III

Caroli: Das Aufeinandertreffen zweier Kulturen III (Coverbild)

Christian A. Caroli:

Das Aufeinandertreffen zweier Kulturen III – Das Museion zu Alexandreia und das Programm des Ἑλληνισμός unter Ptolemaios I. Soter
 

Konstanz 2019
 

Umfang: VIII + 70 Seiten • Format: 21 x 14,8 cm (A5)

 

 

D) Die Bedeutung und Förderung von Kultur und Wissenschaften unter Ptolemaios I.

II.) Der Charakter der Studien unter Ptolemaios I. und die einzelnen Vertreter

f) Philetas von Kos bzw. Rhodos

Philetas, Sohn des Telephos, von Kos bzw. Rhodos (PP 16724 = PP 14657 = PP 16889) wirkte schon zur Zeit Philipps II. und Alexanders des Großen und wurde von Ptolemaios I. wahrscheinlich zwischen 305 und 300 als διδάσκαλος (Lehrer) des späteren Thronfolgers an den Hof von Alexandreia gerufen (Suda s.v. Φιλήτας, Κῷος), um später mutmaßlich nach Kos zu gehen, wo er für über ein Jahrzehnt Mittelpunkt der dortigen Intellektuellen gewesen sein dürfte.68

Mit seinen Dichtungen Ἑρμῆς, in dem in Hexametern die Affäre des Odysseus mit Polymele, der Tochter des Aiolos, beschrieben wird, Δημήτηρ, die eine Aitiologie des Demeter-Kultes der Insel Kos in Form einer Irrwanderung darstellt und von der Klagen in Distichen erhalten sind, dem von manchen in seiner Echtheit bezweifelten Τήλεφος, der von der Hochzeit der Medea und des Jason handelt, und den Παίγνια und Ἐπιγράμματα wurde er als Dichter berühmt. So bezeichnete Theokrit ihn als einen Meister (Theokr. 7,39-41) und Kallimachos u.U. als den geistigen Nachfolger des Mimnermos von Kolophon, eines großen Dichters des 7. Jh. (Kallim. frg. 1,9-12Pf. cum commentario).69 Jedoch beschränkte Philetas sich nicht allein auf die Dichtung, sondern verfaßte auch die Prosawerke Ἄτακτοι γλῶσσαι und Ἑρμηνεία, bei denen allerdings nicht festgestellt werden kann, ob es sich um zwei verschiedene Werke oder lediglich um verschiedene Titel ein und desselben Werkes handelt. Das erste Werk stellt eine glossographische Sammlung mutmaßlich in Form eines Lexikons dar, die Begriffe erklärte, die aus der Literatur stammten und im Alltag selten vorkamen bzw. einer Fremdsprache angehörten (s. Strat. Sard. frg. 1,40-44 (PCG VII, p. 620)), während das zweite im Falle der Eigenständigkeit sich mutmaßlich mit der Exegese und Edition Homers und anderer Autoren beschäftigte.70 Somit war er wohl einer der ersten Philologen und der Begründer dieser Disziplin in Alexandreia, wobei allerdings seine Werke anscheinend schon in der Römerzeit verloren waren.71 Zugleich spricht eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, daß er zusammen mit Zenodotos von Ephesos bei der Errichtung der Bibliothek möglicherweise aktiv mitwirkte, da ihre Arbeit allein dann möglich war, wenn sie über dementsprechendes Textmaterial verfügten.72

 

 

Anmerkungen:

68 Sbardella (2000), p. 819; s.a. Bengtson (1975), p. 30; Keydell (1979), p. 740; Weber (1993), p. 419.

69 Fraser (1972), Bd. I, p. 556; s.a. Keydell (1979), p. 740; Sbardella (2000), pp. 819-820.

70 s. Schol. Apoll. Rhod. 4,1141; s.a. Strab. 3,5,1 (p. 168) & Parth. 2; s. insges. Sbardella (2000), p. 820; s.a. von Blumenthal (1938), pp. 2169-2170; Keydell (1979), p. 740; Green (1990), p. 87.

71 Green (1990), p. 86 c. p. 758 n. 29.

72 Weber (1993), p. 77.

 

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