Dr. Christian A. Caroli – د. كْرِسْتْيَان أ. كَارُلِي

Das Aufeinandertreffen zweier Kulturen I

As-Sabil-Sammelbände für Kulturpluralismus, Band 2: Das Aufeinandertreffen von Kulturen (Coverbild)

Christian A. Caroli:

Das Aufeinandertreffen zweier Kulturen I:
Die Ägypter und die Fremdherrscher unter Alexander dem Großen und Ptolemaios I.

 

publiziert in:

Mohamed BadawiChristian A. Caroli (Hrg.):

As-Sabil-Sammelbände für Kulturpluralismus;

Band 2: Das Aufeinandertreffen von Kulturen,

S. 147-175.
 

Konstanz 2009 (badawi - artes afro arabica)
 

Umfang: 230 Seiten • Format: 24 x 17 cm • ISBN 13: 978-3-938828-26-7

Preis (bis 10/2015): EUR 29,95 (inkl. 7% MwSt.) • Preis (ab 11/2015): EUR 14,95 (inkl. 7% MwSt.)

 

1. Inschriften (mutmaßlich) zeitgenössischer Ägypter autobiographischen Charakters

1.1. Die Klagen und Taten des Petosiris

1.1.2. Die „Zeit des Chaos“ und die Datierung des Grabes

Die autobiographischen Berichte zeichnen sich v.a. dadurch aus, daß in ihnen hervorgehoben wird, daß Petosiris sein Priesteramt in einer Zeit des Chaos unter der Herrschaft eines „Herrschers der Fremdländer“ geführt habe, in der nichts seinen geregelten Gang gelaufen und das ganze Land im Aufruhr gewesen sei. Er allein habe in seiner Region für Ruhe und Ordnung gesorgt, so daß alles wieder in geordneten Bahnen abgelaufen und er deswegen beim Herrscher Ägyptens und zu Hofe dementsprechend gewürdigt worden sei. Vor allem habe er sich um die Instandhaltung und Neuerrichtung von sakralen Anlagen und die Aufrechterhaltung und Erneuerung der Kulte im lokalen Bereich gekümmert (Lefebvre, no. 59,3 & 62,3-4 & 61,17-19 & 20-27 & 32-41), nachdem diese schon seit einer Weile verwahrlost gewesen seien, weil seit Beginn der Fremdherrschaft keine Arbeit an ihnen ausgeführt worden sei (s.a. Lefebvre, no. 59,3). Zugleich betont er auch, daß es zwar einen Herrscher in Ägypten, aber keinen König im Königspalast gegeben habe, so daß dem damals amtierenden König vorgeworfen wird, daß er nicht seinen Aufgaben als Pharao nachgekommen sei.31

So lassen sich auch einige Szenen des Grabes dahingehend deuten, daß Petosiris für seine Gegend teilweise kultische Aufgaben übernahm, die normalerweise zu den kultischen Pflichten eines Pharao gehörten und zugleich diesem allein vorbehalten waren. Dazu gehören z.B. die direkt auf der Fassade abgebildeten Szenen, in denen Petosiris Thot, Osiris, Isis, Nephthys und Sokaris Opfergaben darbringt und zu ihren Ehren Rituale vollzieht, die normalerweise zumindest bezüglich ihrer Abbildung ein königliches Privileg darstellen.32 Zugleich wird auch sein Name mit den traditionell königlichen Epitheta für Leben, Heiligkeit und Kraft (S34, U28, S29) versehen.33 Von besonderer Auffälligkeit ist jedoch die Tatsache, daß der Oberbau des Grabes mit seiner halboffenen und breiten Vorhalle, die mit einer eine Schranke bildenden Säulenfassade versehen ist, und der daran anschließenden Kapelle auch ein kompaktes Abbild einer Tempelanlage im ptolemaiisch-ägyptischen Stil wie z.B. in Dendera oder auf Kalabscha verkörpert. Zusätzlich entsprechen auch die Reliefs der Fassade des Pronaos von ihrer Ausführungsweise, nämlich dem vertieften Relief, und ihrer Thematisierung her, nämlich eben der Darbringung von Opfergaben an verschiedene Götter, den traditionellen Reliefs einer Tempelfassade, wobei hier natürlich die Götter im Rahmen des Totenkultes wie Osiris, Isis, Sokaris und Nephthys die Gaben empfangen (Lefebvre, pl. V-VI). Außerdem ist der untere Saum der Fassade mit einem für Tempel typischen fortlaufenden Band von Darstellungen des niederknienden Nils mit Gaben geschmückt (Lefebvre, pl. VI).34 Dementsprechend stellte dieser Bau schon um die Mitte des 3. Jh. zumindest für einige Griechen einen Tempel dar, während Petosiris göttliche Ehren empfing,35 wie auch die einheimischen Entdecker bei ihrer Meldung bei der Antiquitätenbehörde von einem „معبد“ („Tempel“) sprachen.36

Ein Problem stellt bei diesem Grab jedoch die Datierung dar, da die Texte keine direkten Angaben zu den Lebensdaten der verschiedenen Personen liefern, wie auch kein einziger Königsname erwähnt wird. So wird ja von Petosiris gerade die Abwesenheit eines Herrschers postuliert, was eine Datierung nach ägyptischem System vehement erschwert bzw. diese Phase der Herrscherlosigkeit zu einer Un-Zeit werden läßt.37 Aufgrund des Tempus der Darstellung des Petosiris kann jedoch zumindest herausgeleitet werden, daß die Zeit dieser chaotischen Fremdherrschaft zum Zeitpunkt des Todes schon Vergangenheit war.38 Zugleich impliziert der Text auch, daß zum Zeitpunkt des Amtsantrittes dieser Zustand der Fremdherrschaft, des Chaos und der Verwahrlosung schon vorherrschte, also die Eroberung und eine eventuelle Plünderung des Landes durch die fremden Herrscher schon geschehen waren. Unter der Amtsführung des Petosiris kam es anscheinend zu keinen weiteren Ausschreitungen mehr, da er ja alles schon in Trümmern vorfand. Allerdings stellen diese Ruinen auch solche aufgrund von allzu langer Vernachlässigung dar, während eine Plünderung es v.a. auf den Tempelschatz abgesehen hätte, von dem keine Rede ist. Dies könnte aber u.U. auch daran liegen, daß Petosiris diesen in seiner ehemaligen Fülle nicht ersetzen konnte, sondern nur die Folgen einer eventuellen Plünderung lindern konnte, indem er sich um Instandsetzungsarbeiten und die Aufrechterhaltung des Kultes kümmerte, die viel Geld kosteten und nicht durch die Schatzkammer gedeckt werden konnten, zumal da dann die Kultgeräte aus wertvollen Materialien wiederbeschafft werden mußten und das durch die Tempelplünderung und ihre Folgen gestörte Kultleben wieder geordnet werden mußte.

Aufgrund des starken Einflusses griechischer Stilelemente auf die Darstellungen des Grabes erscheint eine Datierung dieses Grabes in die Zeit vor der makedonischen Eroberung Ägyptens als sehr unwahrscheinlich, zumal da sich ein solcher Einfluß vor dieser Zeit nicht feststellen läßt.39 Allerdings kann ein solcher in dieser Stärke bei keinem anderen Objekt der frühen Ptolemaierzeit festgestellt werden, wobei aber die Menge potentieller Vergleichsobjekte nicht sehr bedeutend ist.40 Schließlich bleibt immer noch die Option offen, diesen Einfluß durch andere kulturelle Kontakte wie z.B. mit den schon seit längerer Zeit in Ägypten lebenden Griechen bzw. mit den seit Psammetich I. (664-610) im Heereswesen eingesetzten griechischen Söldnern zu erklären. Die angesprochene Phase des Chaos muß spätestens mit der Krönung des Ptolemaios I. zum Pharao geendet haben. Denn aufgrund der griechischen Graffiti muß das Grab in der Mitte des 3. Jh. auf jeden Fall vollendet existiert haben, während bis dahin seit der Annahme des Pharaonentitels durch den Lagiden keine nennenswerten Perioden der Anarchie oder von Aufständen auch nur vermutungsweise festgestellt werden können, die eine Schilderung im Sinne der des Petosiris zulassen würden.41 Außerdem dürfte die Errichtung des Baus selber nicht allzulange danach stattgefunden haben, da sonst der Name des Ptolemaios irgendwo erwähnt worden sein müßte.42 Stilistisch weisen die Inschriften Ähnlichkeiten mit anderen des endenden 4. Jh. auf, wie auch von Bissing anführt: „Wenn wir nun das eben erwähnte Dekret des Ptolemäus Lagi [= Satrapenstele] aufschlagen, so überrascht die bis in einzelne Worte gehende Übereinstimmung zwischen der Schilderung der Lage der Dinge vor der Übernahme der Macht durch Ptolemäus und der Lage der Dinge, wie sie Petosiris bei Übernahme seiner Lesonie findet.“43 Hiergegen kann allerdings eingewendet werden, daß „il est très difficile de distinguer un texte saïte d’un texte du ve siècle, un texte d’époque persane d’un texte de l’époque d’Alexandre“,44 wie auch beim direkten Vergleich der Formulierung eine gewisse Topik bei Beschreibungen für Zeiten des Chaos unter Fremdherrschern in Betracht gezogen werden muß.

Roeder macht darauf aufmerksam, daß in Verbindung mit dem Großvater und dem Vater des Petosiris von einem „König von Oberägypten“ (Lefebvre, no. 69,10 (Großvater) & no. 90,1-2 (Vater): M23-X1:N35) und von einem „König von Unterägypten“ (Lefebvre, no. 90,2 (Vater): L2) gesprochen wird, während in Verbindung mit dem ältesten Bruder nur einer der beiden Titel, nämlich „König von Oberägypten“, verwendet wird (Lefebvre, no. 102,4). Die dabei benutzte Floskel („den der König erwählte vor allen Seinesgleichen, um den Tempel des Thot, des Herrn von Chmunu, zu leiten“) kommt aber auch schon in Verbindung mit dem Vater vor (Lefebvre, no. 90,1), so daß es sich um eine Standardfloskel geringer Aussagekraft handeln könnte, wie auch eine Ernennung in früher Kindheit nicht ausgeschlossen werden kann.45 Dann wäre der ältere Bruder zwar von einem König eingesetzt worden, während es im späteren Zeitraum seiner Priesterschaft keinen König gegeben zu haben scheint, da im Gegensatz zu seinem Großvater und Vater nirgendwo erwähnt wird, daß er die Gunst des Königs erhalten habe. Zugleich schließt Menu aufgrund der Erwähnung einer Untat bzw. eines üblen Ereignisses, für das er aber aufgrund seines jungen Alters keine Verantwortung zu tragen habe, und der Tatsache, daß im Gegensatz zu seinem Großvater und Vater nirgendwo von einer makellosen Verrichtung des Tempeldienstes gesprochen wird, darauf, daß hier u.a. auf eine Tempelplünderung unter der zweiten Persischen Herrschaft (343-332) oder während der Wirren im Rahmen des Aufstandes des Chababasch (ägyptischer Gegenpharao während der 2. Persischen Herrschaft) angespielt werden könnte.46 Petosiris lebte dann offensichtlich über diese Fremdherrschaft hinaus, da vor ihrem Ende eine Verewigung seiner Kritik über diese in Stein wohl kaum möglich bzw. opportun gewesen wäre, so daß das Grab in seiner endgültigen Form mit Pronaos dann nach 332 erstellt worden sein müsse.47 So macht Petosiris nach der Aufführung seiner Restaurationstätigkeiten, die den Klagen über die Königslosigkeit folgen, darauf aufmerksam, daß er Lob beim Herrscher von Ägypten (ḥq3 n Kmt) fand (Lefebvre, no. 81,87). Dies kann wiederum auf die makedonische Herrschaft hinweisen, wobei der neue Herrscher aufgrund seiner Betitelung noch nicht vollkommen als ägyptischer Pharao anerkannt worden war.48

Schließlich läßt sich unter Philipp III. Arrhidaios (323-317), Alexander IV. (317-309, beide nominell) und Ptolemaios I. eine auffällige Konzentration an Bautätigkeiten an Kultanlagen in Hermopolis magna erkennen. Dies könnte ein Indiz dafür darstellen, daß bei der einheimischen Priesterschaft die Bereitschaft zum Arrangement und zur Zusammenarbeit mit den neuen Herren besonders ausgeprägt war.49

Hiergegen wurde aber von manchen Forschern gelegentlich angeführt, daß gemäß den Inschriften zur Zeit des Petosiris die Ernte in der Jahreszeit achet stattgefunden habe (Lefebvre, no. 51 & 52,1), während die Ernte in der Gegend von Hermopolis nach heutiger Zeitrechnung v.a. im April durchgeführt werde. Daher müsse Petosiris in einer Periode gelebt haben, in der die Jahreszeit achet mit dem April korrelierte, was für den Zeitraum von etwa 850 bis 400, jedoch auf keinen Fall für den der klassischen Datierung zutreffe.50 Würde aber das Grab in die Epoche zwischen dem Zusammenbruch der persischen Herrschaft 404 und der Etablierung der einheimischen Herrschaft des Amyrthaios (404/1-399) über ganz Ägypten angesetzt werden, dann würde sich der im Zusammenhang mit dem Großvater und Vater des Petosiris angeführte Begriff nsw („König von Oberägypten“), der normalerweise allein ägyptischen Herrschern vorbehalten ist, sich auf Artaxerxes I. und Dareios II. beziehen, während der König seiner eigenen Amtszeit, nämlich Amyrthaios, mit ḥq, dem Begriff für asiatische Fremdherrscher bedacht würde. Daher müsse sich nsw auf Amasis, den letzten Herrscher vor der ersten persischen Eroberung beziehen, während die Zeit des Chaos unter Kambyses (527-522) zu lokalisieren sei, die dann durch die Herrschaft des Dareios I. beendet worden sei.51

Jedoch könnte es hierbei um die Wiedergabe von Texten eines traditionellen Bauernliedes handeln, bei dem über die Zeiten hinweg die in seiner Entstehungszeit üblichen Jahreszeiten erhalten blieben, so daß sie zur Zeit der Rezitation dann nicht mehr mit dem aktuellen Stand übereinstimmten.52 Ein weiterer Erklärungsversuch hierfür besteht in der Vermutung, daß dieser Jahreszeitenbegriff nicht alleine als eine Bezeichnung einer bestimmten Gruppe von Monaten des bürgerlichen Kalenders, sondern im landwirtschaftlichen Kontext losgelöst von diesen Monaten immer noch für die Saison der Ernte benutzt wurde.53 Schließlich muß bei Zeitspannen von mehreren Jahrtausenden immer noch die Möglichkeit beachtet werden, daß es leichte Differenzen im Bereich der klimatischen Bedingungen gab, so daß die Ernte sich um ein paar Wochen verschob. Auch konnte leicht eine andere Getreidesorte mit kürzerer Reifungsdauer benutzt worden sein. Denn ein Monat oder gar ein Teil eines Monats stellt nicht unbedingt eine besonders lange Zeitspanne dar. Außerdem setzt z.B. Lefebvre die Ernte für Mittelägypten auf Mitte März an, während die Aussaat dort Anfang November stattgefunden habe, wobei im Zeitraum des endenden 4. Jh. die fragliche Jahreszeit von Mitte November bis Mitte März angedauert habe.54

Da nun nichts mehr einer Datierung dieses Grabes in die Zeit der frühen Phase der Makedonenherrschaft im Wege steht und die Argumente hierfür schlüssig sind, während die Datierungen in die Zeiten davor gewisse Ungereimtheiten bereiten, muß also die spätere Datierung als höchstwahrscheinlich gelten, zumal da die griechischen Stilelemente hierfür den deutlichsten Beweis liefern. Offen bleibt nur noch eine genauere Datierung. Ein Ansatz besteht darin, die in den Inschriften beschriebene Zeit des Chaos auf den Zeitraum zwischen Auseinanderbrechen der zweiten Perserherrschaft und der Etablierung der ptolemaiischen Herrschaft anzusetzen. Dabei könnte man diese Phase u.a. auf die Zeit der Herrschaft Philipps III. Arrhidaios ansetzen, der auch den Herrinnen-Namen König der Fremdländer trug.55 Allerdings handelte es sich dabei lediglich um einen der unbedeutenderen Namen innerhalb der offiziellen fünfteiligen Königstitulatur. Außerdem versuchte sich Petosiris allem Anschein nach mit dem neuen Herrscher gut zu stellen, indem er auch das Lob des Herrschers betont, so daß es bei einer Errichtung des Baues unter Ptolemaios I. wohl äußerst unklug gewesen wäre, die Zeit der nominellen Herrschaft Philipps III. Arrhidaios als eine Phase des Chaos zu verpönen, in der eben Ptolemaios I. Ägypten schon als Satrap verwaltete.56 Übrig bliebe dann noch die Zeit unter Alexander dem Großen, da eine Klage über diese Zeit keinen direkten Angriff auf Ptolemaios I., nicht einmal unbedingt auf Alexander, darstellen mußte, indem immer noch Kleomenes als Satrap vor Ort verantwortlich gemacht werden konnte, was Ptolemaios, der diesen ja beseitigt hatte, sogar sehr angenehm sein mußte. Der andere Grundansatz besteht darin, nicht Ptolemaios I., sondern schon Alexander den Großen als den Herrscher anzusehen, unter dem die Ordnung wiedererrichtet wurde, während sich die Jahre des Chaos auf die Zeit der zweiten Perserherrschaft beziehen, die mit Tempelplünderungen und anderen Ausschreitungen verbunden war und daneben auch die Revolte des Chababasch erlebte. Zugleich würde sich die Bezeichnung für den Fremdherrscher, die an den Titel der Hyksos-Könige erinnert, auf die Perser beziehen, so daß man beide und ihre jeweiligen Fremdherrschaften miteinander assoziierte, was sich natürlich anbot, da die Herrschaft der Hyksos traditionell in schlechter Erinnerung stand und die der Perser nicht sehr beliebt war.57 So geht Menu z.B. davon aus, daß der ältere Bruder des Petosiris im Rahmen der makedonischen Eroberung wegen seiner Verfehlungen unter der Perserherrschaft zugunsten seines Bruders Petosiris abgesetzt worden sei, so daß dieser dann in den ersten Jahren der makedonischen Herrschaft mit dem Wiederaufbau begonnen habe.58

 

 

Anmerkungen:

31 s. Lefebvre, no. 81,22b-92: „J’ai été soumis | au maître de Khmounou dès ma naissance. Comme tous des desseins | étaient dans mon cœur, <il> me choisit pour administrer | son temple, (car) il savait que sa crainte était dans mon cœur. | Je passai sept ans comme λεσώνης de ce dieu, | administrant ses biens, sans que fût trouvée de faute (dans ma gestion), alors qu’ | un roi des pays étrangers était en puissance sur l’Égypte. Et il n’y avait plus rien | qui fût en sa place d’autrefois, depuis que des luttes se déroulaient dans | l’intérieur de l’Égypte, le Sud (du pays) étant dans l’agitation et le Nord en état de révolte. | Les hommes marchaient dans l’égarement (?), il n’y avait plus de temple | qui fût à la disposition de (?) ses desservants, et les prêtres étaient éloignés (des sanctuaires), dans l’ignorance de | ce qui s’y passait (?). Quand j’exerçai les fonctions de λεσώνης de Thot | maître de Khmounou, je fis que le temple de Thot fût conformément à | son état d’autrefois; je fis que toutes choses y fussent rétablies, | et que tout prêtre (retournât) à sa fonction. J’accrus l’importance de ses prêtres, | je magnifiai les horaires de son temple, j’exaltai | tous ses serviteurs, je donnai une consigne à ses desservants. | Loin de soustraire de son temple les offrandes, je remplis | ses greniers d’orge et de froment et son trésor de | toutes bonnes choses. J’accrus ce qui s’y trouvait | auparavant, au point que tout homme de la ville (fut) à m’adresser ses félicitations. Je donnai de l’argent, | de l’or, toute sorte de pierres précieuses véritables; je fis plaisir aux prêtres; | (j’)exécutai aussi toute espèce de travaux dans le sanctuaire, et mon cœur se complaisait | en eux. Je rendis sa splendeur à ce que j’avais trouvé manquant en sa place, et je remis en état | ce qui était en souffrance auparavant et ne se trouvait plus en sa place. | Je tendis le cordeau, je déroulai la ligne pour jeter les fondations du | temple de Rê dans le parc; je le construisis | en belle pierre blanche de calcaire, complété par toute sorte de travail: ses portes | sont en sapin plaqué de cuivre d’Asie; | je fis qu’y séjournât Rê, le nourrisson qui réside dans l’Île de la Flamme. Je construisis | le sanctuaire des déesses à l’intérieur du temple de | Khmounou, ayant trouvé leur sanctuaire en état de vétusté, de sorte qu’elles séjournent (maintenant) | dans le temple de Thot maître de Khmounou: c’est le ‘pavillon | des déesses’, comme on l’appelle: | la façade en est tournée vers l’orient. Je construisis également le sanctuaire de | Neḥmetâouai, à la façon (?) (de celui) d’Ounout, le sanctuaire d’Hathor, dame du sycomore | du sud, et également (celui de) Neḥmetâouai, mère royale (?). Je les construisis | en belle pierre blanche de calcaire, complétés par toute sorte de travail. | Je fis que ces déesses y séjournassent. Je protégeai | l’enceinte du parc, pour empêcher qu’il ne fût foulé aux pieds par | la populace, car c’est la maison du berceau de tous les dieux | qui ont commencé d’être au commencement, ce lieu, – et des misérables | le piétinaient; le premier venu (?) le traversait; on mangeait | les fruits de ses arbres; on transportait ses roseaux dans la maison | des premier venus (?): de sorte qu’il y avait des troubles dans | tout le pays à cause de cela, et qu’il n’existait plus bien-être en Égypte à cause de cela, car la moitié | de l’œuf était enterrée en cet endroit. Je fis des travaux excellents au | mur du temple de Khmounou, afin que fût réjoui le cœur de (ma) maîtresse Neḥmetâouai | à la vue de cette œuvre, éternellement. Or, voici que j’étais | devant cette déesse, Ḥeqet, dame d’Hirourt, en sa belle fête | du quatrième mois de la saison shemou, alors que j’étais λεσώνης de Thot: | elle se rendit en un endroit qui est situé au nord de cette ville, au ‘temple de Ḥeqet ‘, | comme on l’appelle communément: il était en ruine depuis | un temps immémorial, l’eau l’emportait chaque année, et ses fondations ne correspondaient plus | au livre … appelé ‘… temple de Ḥeqet’, et il n’y avait plus là ni | briques, ni pierres. Voici que cette déesse se leva dans ce lieu. | J’appelai le scribe du temple de cette déesse; je lui donnai de l’argent | sans compter pour y élever des monuments, – en ce jour. J’entourai | la grande demeure (?) sur son pourtour, pour empêcher que l’eau ne l’emportât. Je | consultai tous les savants à propos de l’organisation des cérémonies. Et | cette déesse se dirigea vers cette demeure et elle y séjourna, dès qu’elle sut (cella). J’ai agi (de telle sorte que) mon maître Thot <m’>a exalté au-dessus de tous <mes> pairs, en récompense de ce que j’ai fait: | il <m’>a enrichi en toute sorte de bonnes choses, en argent, en or, en | récoltes s’entassant dans <mes> greniers, en champs, | en troupeaux, en vergers de vignes, en vergers d’arbres fruitiers de toute espèce, en bateaux sur les eaux, | en toutes bonnes choses de <mes> magasins; je fus l’objet des faveurs du souverain de l’Égypte, et j’acquis l’amour de ses courtisans. J’ai fait | tout cela pour obtenir (aussi) que ma vie se prolonge dans l’allégresse, que j’aie une bonne sépulture après la vieillesse | et que je sois enterré dans ce tombeau à côté de mon père et de mon frère aîné. Et puissé-je être l’objet des faveurs du | maître de Khmounou et de tous les dieux d’Ount; puisse ma maison | être occupée par mes enfants et le fils succéder au | fils! Ah! qu’ils disent (de moi) ceux qui viendront plus tard: ‘Fidèle à son dieu jusqu’à l’état d’imakhou’.“ (Übersetzung: Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 137-144 passim; s.a. engl. Lichtheim (1973-1980), Bd. III, pp. 45-48); s.a. Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 8-9; Suys (1927), pp. 58-59; Huß (1994), pp. 137-138.

32 Lefebvre (1923/24), Bd. I, p. 9; s.a. Nakaten (1982), p. 996; Menu (1995)b, p. 283; Pfrommer (1999), p. 46.

33 van Groningen (1925), p. 325.

34 Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 9 & 13-14 & 45-48 passim; s.a. Lefebvre (1920)a, p. 46; von Bissing (1923), p. 1.

35 s. Lefebvre (1923/24), Bd. I, p. 23: Μίθρωνος παῖδες ἦλθον εἰς τὸ ἱερόν, οἷς ὀνόματα· Πυρρίας, Μένων, Γρῖπος, Νίκανδρος, Σφήξ, Ἀντίφιλο<ς> Κλεωνύμου [?], (γίνεται) σώματα <...>.p. 24: Πετόσειριν αὐδῶ τὸ(ν) κατὰ χθονὸς νέκυν, | νῦν δ’ ἐν θεοῖσι κείμενον· μετὰ σοφῶν σοφός.; s.a. pp. 9 & 13.

36 Lefebvre (1923/24), Bd. I, p. VI.

37 Picard (1929/31), p. 201; s.a. Lefebvre (1923/24), Bd. I, p. 10; Montet (1926)b, p. 62; Menu (1998), p. 248.

38 Cavaignac (1929), p. 56.

39 Lefebvre (1923/24), Bd. I, p. 10; s.a. Montet (1926)b, p. 62; Nakaten (1982), p. 995; Pfrommer (1999), pp. 46-47.

40 Lefebvre (1920)a, p. 117.

41 Lefebvre (1923/24), Bd. I, p. 10; s.a. Spiegelberg (1922), p. 6; von Bissing (1923), p. 1; Pfrommer (1999), p. 47.

42 Baines (2004), p. 46 führt dagegen an, daß diese Schilderung des Chaos mit dem Verlauf der Perserherrschaft eine gewisse Topik gewonnen haben könnte, so daß dann eine Datierung aufgrund der geschilderten Zustände sich äußerst schwierig gestalten würde. Dagegen erscheint es jedoch sehr fraglich, ob solche Chaosschilderungen dann noch vorkommen könnten, wenn die betreffende Person in einer Zeit lebte, in der eine gesicherte Herrschaft bestand, die zudem noch von ihr anerkannt wurde.

43 von Bissing (1923), p. 3; s.a. Lefebvre (1923/24), Bd. I, p. 10; Montet (1926)b, p. 62.

44 Montet (1926)b, p. 62; s.a. Montet (1926)a, p. 165.

45 Roeder (1939), pp. 731-733; s.a. Menu (1994), pp. 316-317; Menu (1998), p. 249.

46 Menu (1994), pp. 318-319. Allerdings bleibt je nach Alter des Bruders die Möglichkeit anderer „Jugendsünden“ bzw. gar „Kindersünden“ im Bereich des alltäglichen Kultes bestehen, indem er sich z.B. trotzig über gewisse Vorschriften oder Reinheitsgebote hinwegsetzte, ohne sich der Tragweite dieses Vergehens überhaupt bewußt zu sein.

47 Roeder (1939), pp. 732-733.

48 Menu (1998), p. 250.

49 Swinnen (1973), p. 119; s.a. Derchain (1961), p. 9.

50 Der altägyptische Kalender kannte vor der Eroberung durch C. Iulius Caesar Octavianus (Augustus) im Jahre 30 keine Schaltjahre, sondern nur Jahre mit grundsätzlich 365 Tagen, so daß er sich gegenüber der realen Jahreszeit alle vier Jahre um etwa einen Tag verschob.

51 Cavaignac (1929), p. 57; Montet (1926)b, pp. 62-63 geht in seinem Ansatz davon aus, daß die Ernte in der gesamten ersten Aprilhälfte durchgeführt wurde und deswegen sogar 460 als spätmöglichstes Datum gesetzt werden müsse, da ab diesem Zeitpunkt die Jahreszeit achit vor dem 15. April geendet habe; s.a. Montet (1926)a, pp. 168-170.

52 Picard (1929/31), p. 204 n. 2. Montet (1926)a, p. 169 führt hiergegen an, daß daneben ein Aufseher abgebildet ist, der mit folgender Legende versehen ist: „Serviteur en train de diriger le travail dans la saison akhit.“ (Lefebvre, no. 52,1). Daher liege hier kein Volkslied und damit kein topischer Text vor. Jedoch kann gerade bei der Darstellung einer solchen Alltagssituation aus dem gängigen Repertoire für Darstellungen von Privatgräbern ein formelhafter Standardtext benutzt worden sein.

53 Suys (1927), p. 153.

54 Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 75-76. Der 1. Thot, zugleich Beginn der Jahreszeit achet, korrespondiert u.a. mit folgenden Daten: 01.12.401, 20.11.357, 15.11.337, 06.11.306, während eine Jahreszeit 120 Tage umfaßte.

55 Huß (1994), p. 137. Beim Herrinnen-Namen handelt es sich um den zweiten von fünf der offiziellen Königstitulatur, der wie auch der erste und dritte nicht mit einer Kartusche versehen wird.

56 Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 11-12.

57 Lefebvre (1923/24), Bd. I, pp. 11-12; s.a. Suys (1927), pp. 57-58; Volkmann (1959), p. 1633; Ippel (1921), p. 263.

58 Menu (1994), pp. 326-327; s. allerdings n. 46.

 

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