Dr. Christian A. Caroli – د. كْرِسْتْيَان أ. كَارُلِي

Die Nihal European University in Sudan

Konzept zur Gründung einer europäischen Universität im afrikanisch-arabischen Raum – Die Nihal European University in Sudan (Coverbild)

Planungskommission der Nihal European University in Sudan (Hrg.):

Konzept zur Gründung einer europäischen Universität im afrikanisch-arabischen Raum – Die Nihal European University in Sudan (dt./engl.)
 

Konstanz 2007 (badawi - artes afro arabica)
 

Umfang: 119 Seiten dt. + 113 Seiten engl. • Format: 21 x 14,8 cm (A5) • ISBN 13: 978-3-938828-16-8

Preis (bis 10/2015): EUR 24,99 (inkl. 7% MwSt.) • Preis (ab 11/2015): EUR 14,95 (inkl. 7% MwSt.)

 

 

Konzept – Teil C: Bildungsprinzipien und Profil der Nihal European University in Sudan

I.) Grundsätze einer modernen Bildung für die Nihal European University in Sudan

a) Allgemeine Bildungsprinzipien

1.) Stärkung nationaler und kultureller Identität und eines Bewußtseins für internationale Zusammenhänge

Ziel der Nihal European University in Sudan ist es, den Studierenden im Sudan eine Bildung und Ausbildung anzubieten, bei denen fremde Sprachen und Kulturen einen Schwerpunkt darstellen. Ein Bewußtsein für interkulturelle Zusammenhänge und für interkulturelles Handeln kann aber nur entstehen, wenn die Studierenden in die Lage versetzt werden, ihre eigene kulturelle Identität zu reflektieren und sich für neue Inhalte und Erfahrungen zu öffnen. Das Studium an der Nihal European University in Sudan wird somit derart konzipiert sein, daß die Studierenden die Auseinandersetzung mit anderen Kulturen als Bereicherung erleben und in – durchaus auch kritischer – Reflexion ihre eigenen Wertesysteme und Handlungsoptionen dadurch bereichern.

Die kulturelle Vielfalt des Sudan und – damit einhergehend – die Sprachenvielfalt stellen in diesem Zusammenhang eine besondere Herausforderung dar. Die sudanesischen Kulturen, ihre Sprachen und ihre Geschichte – unter Einschluß ihrer Beziehungen zu den Sprachen, Kulturen und der Geschichte anderer Länder – müssen an der Nihal European University in Sudan somit eine wesentliche Bedeutung als Bildungsfaktor erhalten.

Interkulturelle Kompetenz entsteht nur in der Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur. Dies bedeutet für eine europäische Universität im Sudan, daß sie ihren Studierenden die Möglichkeit gibt, die Geschichte des Sudan, d.h. seine vorkoloniale, koloniale und postkoloniale Entwicklung als relevanten Aspekt für die Herausbildung eigenkultureller Kompetenz zu erfahren, und zwar als Grundvoraussetzung für eine bereichernde Auseinandersetzung mit anderen Kulturen.

Die Heimatkulturen des Sudan spielen somit eine wichtige Rolle, indem sie die Grundlage für die Fähigkeit zur kulturpluralistischen Kommunikation und Akzeptanz anderer Kulturen darstellen.

 

2.) Globale Vernetzung: Zielsetzungen für Bildung und Ausbildung

Der Prozeß der Globalisierung und damit einhergehend die immer stärker fortschreitende Technisierung der Bildungs- und Arbeitswelt macht die Beachtung der folgenden Aspekte relevant:

  1. Veränderungen der Produktionsbedingungen und der Produktion. Die Produktion immaterieller Güter (Informationstransfer und -verarbeitung; Wissensvermittlung; Dienstleistungen) gewinnt zunehmend an Bedeutung. Weiterhin besteht eine starke Tendenz zur internationalen Verflechtung der Ökonomien im Rahmen der Weltwirtschaft.
    Zusätzlich stellt der momentan stattfindende strukturelle Wandel zur Moderne im Sudan eine besondere Herausforderung für Bildung und Ausbildung dar, insofern als dieser einhergeht mit großen Veränderungen in der Arbeitswelt, z.B. was Produktionsmethoden, Ansprüche und Erwartungen an Wissen und an globaler Mobilität anbelangen.
    Dies bedeutet u.a., daß an der Nihal European University in Sudan nicht nur die technische Kompetenz der Informationsverarbeitung vermittelt werden muß (z.B. Arbeit mit Personalcomputern, Vernetzungen etc.), sondern auch die Fähigkeit, diese Prozesse zu reflektieren und kulturelle und damit kommunikative Faktoren in diesen Zusammenhang einzuschließen, d.h. als nicht-abtrennbare Aspekte von sozialem Handeln in der Bildungs- und Arbeitswelt zu verstehen.
  2. Veränderungen der Kommunikationsbedingungen. Gegenwärtige Kommunikationstechniken und Kommunikationsbedürfnisse führen fortlaufend zu einem Anstieg von zu bewältigenden Informationen.
    Ein Bildungsziel der Nihal European University in Sudan besteht somit darin, ihre Studierenden in die Lage zu versetzen, den Nutzen und den Mißbrauch von Kommunikationsmedien einzuschätzen und in diesem Zusammenhang auch die Fähigkeit zu entwickeln, kulturell bedingte Mißverständnisse zu erkennen. Auch hier spielen also die oben erwähnten interkulturellen Kompetenzen eine wichtige Rolle.
  3. Veränderungen im Verhältnis der Völker zueinander. Durch die Verdichtung internationaler Beziehungen gewinnen sowohl die interkulturelle Kommunikation als auch die grenzüberschreitende Mobilität an Bedeutung. Gleichzeitig läßt sich zunehmend beobachten, daß dieser Prozeß wiederum zu kulturellen Abgrenzungen führt. Insbesondere das momentane Spannungsverhältnis zwischen westlichen und orientalischen Kulturen bedarf in dieser Hinsicht der kritischen Reflexion, in der sowohl positive als auch negative Auswirkungen dieser Spannung zur Sprache kommen können.
    In diesem Zusammenhang erscheint es von zentraler Bedeutung, daß Bildung und Ausbildung für die Studierenden der Nihal European University in Sudan so gestaltet sind, daß sie den Mut zu einem offenen kulturellen Selbstverständnis fördern. Kenntnisse über die Geschichte des sudanesischen Volkes, seiner Kulturen und Sprachen und seiner interkulturellen Geschichte, insbesondere vor dem Hintergrund postkolonialer Entwicklungen, werden dabei besonders wichtig.
  4. Veränderungen in den individuellen Lebensszenarien. Berufliche Leistung besteht zunehmend darin, erfolgreich unter und mit wechselnden Rahmenbedingungen zu arbeiten.
    Bildung und Ausbildung an der Nihal European University in Sudan sollten darauf reagieren, indem sie dynamische Formen der Wissensvermittlung und des Lernens entwickeln; dazu gehören zum Beispiel interdisziplinäre, projekt- und problemlösungsorientierte Ansätze, die zugleich ein langfristig brauchbares Theorieangebot enthalten. Weiterbildungsangebote gehören zum Konzept eines ‚lebenslangen Lernens’, dem auch die Nihal European University in Sudan entsprechen möchte.

 

Folgende Ziele sind in diesem Zusammenhang zu nennen:

  • Erwerb von Wissen und Fähigkeiten auf internationalem Niveau
  • Gute Kenntnisse der sudanesischen Kulturen und die Bereitschaft zu einer international und global gestaltenden Tätigkeit auf Grund eines guten Wissens über Institutionen und Verfahren
  • Mehrsprachigkeit und Kompetenz im Bereich der interkulturellen Kommunikation
  • Beherrschung traditioneller und neuer technischer Kommunikationsmittel
  • Identifizierung mit Werten der Humanität und Ökologie

 

3.) Entwickeltes Denken und Mehrfachkompetenz

Die genannten Entwicklungen stellen neue Anforderungen an Bildung und Ausbildung und machen die Vermittlung von Fähigkeiten notwendig, die in den erarbeiteten Studienkonzepten der Fakultäten, Fachbereiche, Institute und Zentren der Nihal European University in Sudan umgesetzt werden sollen:

  • die Fähigkeit, in größeren Zusammenhängen zu denken und Informationen situationsangemessen zu ordnen, zu nutzen und bei Problemlösungen in zunehmendem Maße Variablen zu berücksichtigen (insbesondere bei internationalen und/oder interdisziplinären Projekten)
  • die Fähigkeit, eine Fragestellung unter verschiedenen Aspekten zu betrachten und unter Abwägung unterschiedlicher Positionen die sinnvollste Lösung zu erarbeiten

 

4.) Zusammenfassung der allgemeinen Bildungsprinzipien

Die Bildungsziele für die Nihal European University in Sudan lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Die Studierenden der europäischen Universität sollen dahingehend ausgebildet werden, daß sie eine breite wissenschaftliche, fachliche und soziale Handlungskompetenz erwerben. Vor allem die vier folgenden Grundkompetenzen sind hier wichtig:

  1. Fachkompetenz (fachspezifisches Wissen)
  2. kulturanalytische und technologische (insbesondere Medien-) Kompetenz (Wissen vom Wissen)
  3. eigenkulturelle und interkulturelle Kompetenz (erfolgreiche Kommunikation von Wissen)
  4. partizipatorische Kompetenz (erfolgreiche Anwendung von Wissen)

 

Die Vermittlung der vier Grundkompetenzen zielt auf die Vermittlung eines strukturalen und prozessualen, an Problemlösungen orientierten Denkens.

 

Die offizielle Internetpräsenz dieses Projektes finden Sie unter http://www.nihal.org.

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