Dr. Christian A. Caroli – د. كْرِسْتْيَان أ. كَارُلِي

Die Nihal European University in Sudan

Konzept zur Gründung einer europäischen Universität im afrikanisch-arabischen Raum – Die Nihal European University in Sudan (Coverbild)

Planungskommission der Nihal European University in Sudan (Hrg.):

Konzept zur Gründung einer europäischen Universität im afrikanisch-arabischen Raum – Die Nihal European University in Sudan (dt./engl.)
 

Konstanz 2007 (badawi - artes afro arabica)
 

Umfang: 119 Seiten dt. + 113 Seiten engl. • Format: 21 x 14,8 cm (A5) • ISBN 13: 978-3-938828-16-8

Preis (bis 10/2015): EUR 24,99 (inkl. 7% MwSt.) • Preis (ab 11/2015): EUR 14,95 (inkl. 7% MwSt.)

 

 

Konzept – Teil B: Zur bildungspolitischen Situation

I.) Die Nihal European University in Sudan und die Studiensituation im Sudan

Nach seiner Entlassung in die Unabhängigkeit war der Sudan anfangs für sein relativ hohes Bildungsniveau innerhalb der arabischen Welt bekannt. So wurde noch bis in die Mitte der achtziger Jahre im Norden die Anzahl der Bildungseinrichtungen erhöht. Gleichzeitig sicherte z.B. die Universität Khartum ihre Standards durch die Hinzuziehung externer Prüfer der Universität von London.

Allerdings begann schon in den siebziger Jahren – bedingt durch die inneren Auseinandersetzungen insbesondere im Süden des Landes und der teilweise damit verbundenen Verschlechterung der sudanesischen Wirtschaftslage – ein merkliches Absinken des allgemeinen Bildungsniveaus im Sudan. Die Lehrkräfte wurden nur unzureichend entlohnt, so daß die Abwanderung in die Dollar-Staaten zu einer allgemein üblichen Option wurde. Auch sonst leiden die Universitäten bis heute unter einer akuten Unterfinanzierung, die auch durch neuere Regierungsprogramme nicht behoben werden konnte. So zeigen Besuche v.a. bei Provinzialuniversitäten deutlich, daß z.B. in den Naturwissenschaften schlichtweg Material für die Demonstration von Experimenten fehlt. Dementsprechend entspricht auch das Bildungsniveau an den meisten sudanesischen Universitäten nicht dem international üblichen. Löbliche Ausnahmen bilden hier wenige private Einrichtungen wie die Technische Universität in Omdurman und die Al-Ahfad-Universität, die Studiengebühren von ca. USD 6.000 im Jahr verlangen.

Gleichzeitig handelt es sich beim Sudan um ein Land mit einem hohen Bevölkerungswachstum. Es liegt bei ca. 2,082% bzw. 34,86 Geburten pro 1.000 Einwohner bei 14,39 Sterbefällen. Eine Frau bekommt im Durchschnitt 4,69 Kinder. 1973 hatte der Sudan ca. 14,8 Mio. Einwohner, heute ca. 39,4 Mio. und Schätzungen für 2025 gehen von ca. 60 Mio. aus. Dementsprechend jung ist auch die Bevölkerung des Sudan: 41,6% der Bevölkerung sind 14 Jahre alt oder jünger und das Durchschnittsalter beträgt 18,7 Jahre.

Die Regierung versucht insgesamt dem durch die eigene Gründung neuer Universitäten und die Förderung solcher Gründungen auch in den Provinzen zu begegnen. Dies ist auch ein Grund dafür, daß in den letzten Jahren die Zahlen der jeweils zugelassenen Studenten stiegen. Jedoch reicht das Universitätssystem bei weitem noch nicht aus. Insbesondere herrscht immer noch ein Mangel an qualifizierten Lehrkräften v.a. im Bereich der Fremdsprachen, der schon auf der Stufe der Schulen beginnt. Daher ist an ein Erreichen internationaler Niveaus momentan noch nicht zu denken.

Im Sudan herrscht eine große Nachfrage an universitärer Ausbildung bei einem gleichzeitigen Mißverhältnis zwischen der Anzahl formal zum Studium geeigneter Schulabgänger und vorhandenen Studienplätzen. Zugleich erheben auch die staatlichen Universitäten Studiengebühren, die in etwa denen der Privatuniversitäten entsprechen. Lediglich ein geringer Anteil der Studierenden erfährt Unterstützung durch ein staatliches Stipendiensystem, in dessen Rahmen auch die Gebühren erlassen werden.

Eine begrenzte Abhilfe im Rahmen des sudanesischen Bildungswesens versucht die Nihal European University in Sudan zu schaffen, indem sie den Anspruch erhebt, ihre Studenten nach europäischen Standards auf einem möglichst hohen Niveau zu unterrichten, das den Anforderungen des internationalen akademischen Arbeitsmarktes und dem der globalisierten modernen Weltwirtschaft entspricht. Dies bedeutet u.a. für die Studierenden, daß sie zur Erlangung einer internationalen Konkurrenzfähigkeit nicht mehr ihr gesamtes Studium oder wesentliche Teile dessen im Ausland bestreiten müssen, was sich natürlich nur die obersten und reichsten Schichten finanziell leisten können, ganz abgesehen von den Schwierigkeiten der unteren Schichten, ausländische Visa zu erlangen. Gleichzeitig versucht die Nihal European University in Sudan entsprechend ihrer finanziellen Möglichkeiten ein möglichst weitreichendes Stipendien- und evtl. auch Kreditsystem einzurichten, das es auch Begabten aus ärmeren Verhältnissen und strukturell benachteiligten Regionen wie den (ehemaligen) Bürgerkriegsregionen ermöglichen soll, ein Studium nach europäischen Standards aufzunehmen und erfolgreich zu beenden. Hierzu wird auch die Einrichtung eines Studentenwohnheims gehören, um den Studenten, die von außerhalb kommen, eine bezahlbare Unterkunft anbieten zu können.

Daher kann davon ausgegangen werden, daß die Nihal European University in Sudan bei einem Angebot eines Studiums nach europäischen Standards bei mit der Konkurrenz vergleichbaren Studiengebühren nach einer gewissen Etablierungsphase eine gewisse Anzahl von Neuzugängen pro Jahr erwarten kann, so daß die geplanten Einstiegskapazitäten ausgeschöpft werden dürften.

Schließlich würde die Nihal European University in Sudan als Einrichtung zur interkulturellen Kommunikation zwischen Europa und dem Orient und der afrikanischen Welt und zur Verbreitung der allgemeinen Akzeptanz des Kulturpluralismus einen nicht unerheblichen Beitrag leisten.

 

 

 

Die offizielle Internetpräsenz dieses Projektes finden Sie unter http://www.nihal.org.

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